Wacken Open Air 2018

 

 

 

 

 

 

Und ein weiteres Jahr ist vergangen und wir sind wieder hier, zu Gast auf dem Wacken Open Air 2018. Unser stolzer 19. Besuch ist es mittlerweile und ja, wir sind alt, zumindest fühlen wir uns oft so…

 

Behemoth

Was gibt es schöneres, als bei gefühlten 45 Grad im Schatten, ein wenig satanisch angehauchter Melodien zu lauschen? Die polnische Black Metal Formation Behemoth zeigte jedenfalls mit voller Willensstärke, dass auch diese wideren Umstände einen strammen Bösewicht nicht aufhalten können und  legten ein beachtliches Set hin. Provokant und leidenschaftlich, in fiesester Tradition, mit umgedrehten Kreuzen und allem was halt so dazu gehört. Und auch wenn der Corpse Paint unter den elenden Temperaturen ein wenig Anmut einbüßen musste, so knallten  „Blow Your Trumpets Gabriel“, „Decade Of Therion“ und das abschließende „O Father O Satan O Sun“ deftig  und mitreißend über die schwitzende Masse. Finster, schnell und mächtig böse!

 

Danzig

Unvergleichliche Bühnenpräsenz und Songs, die wahre Meilensteine darstellen. Glenn Danzig! Seit Jahrzehnten eine wahre Institution im Metalgeschehen. Und auch wenn das Haupthaar langsam dünner wird und die Stimme nicht mehr ganz hundertprozentig  zum Einsatz kommen kann, so schaffen Songs wie „Dirty Black Summer“ und das unsinkbare Schlachtschiff „Mother!“ immer  eine garantiert prickelnde und anmutige Atmosphäre, die ihres Gleichen sucht. Die Wacken Metalheads wissen um den Kult und frönen andächtig der klassischen Danzig Show, die mitreißend wie eindrucksvoll den Abend einleitet.

 

Judas Priest

Judas Priest! Die Götter der Lederkutte standen wieder einmal auf dem heiligen Acker. Von vielen heiß geliebt und geradezu angehimmelt, durften Rob Halford und seine Kollegen voll aufdrehen und ihre besten Hits zum Besten geben. „Firepower“,  „War Pigs“, „Painkiller“ ließen die Gemeinde ausrasten und brachten sicherlich so manche nietenbesetzte Lederhose zum vibrieren. Die British Heavy Metal Legende konnte natürlich auch Klassiker wie „Breaking The Law“ und das schmissige „Living After Midnight“ passend in Szene setzen und erfreute ihre Fans rundum.  Judas Priest setzen sich immer noch stark und eindrucksvoll in Pose. Und Rob Halford konnten auch 70 Jahre Lebenszeit in keinster Weise stoppen oder ermüden. Wacken Power at it`s Best!

 

Children Of Bodom

Die wilden Kerle um Frontröhre Alexi Laiho sind auch irgendwie unkaputtbar. Schon seit Jahren touren die Finnen erfolgreich um die Welt und auch wir haben sie schon unzählige Male live erlebt. Einer der Acts, die jedoch oft in den sonnigen Nachmittagsbereich fallen. Mit strahlender Sonne „In Your Face“ und einer tobenden Meute soweit das Auge reicht, kann man aber deutlich schlechter dran sein. Die Jungs wie eh und je in komödiantischer Stimmung und rasantes Tempo zieht durch die Show. Zugegeben lässt sich auf Dauer nicht genug Abwechslung erkennen, ich für meinen Teil bin hier etwas abgestumpft. Nichts wirklich Neues, es bleibt beim altbewährten Bodomski Charme, der Stimmungsaufheller aus dem hohen Norden. Dennoch anders als so viele andere Bands und einfach cool sie so lange schon zu verfolgen, musikalisch gesehen.

 

 

 

 

 

 

 

Destruction

Ab zur WET Stage, inmitten ein lauschig -wie prall gefülltes Zelt. Immerhin bot das Gebilde ein wenig Schutz vor der lodernden Sonne, ließ aber gefühlt Schweißperlen von der Decke tropfen.  Aber was tut man nicht alles um die Thrash Metal Legende Destruction mal wieder live auf dem Wacken Open Air antreffen zu können. Schmier, Kopf der Band, stellte gut gelaunt seinen Mann und brachte mit seinen Kollegen die Fans zum ausrasten. Die Stimmung brannte geradezu und es bildeten sich Mosh und Circle Pits. Der „Mad Butcher“, „Thrash Till Death“, „The Butcher Strikes Back“ und natürlich „Nailed To The Cross“ erhitzten die Gemüter bis zum äußersten.  Destruction! Einfach legendär, brutal und famos einzigartig.

 

In Flames

In Flames. Auch eine Institution, die nicht totzukriegen ist. Die Schweden nehmen seit Jahren bereits die guten, abendlichen Positionen ein und wie auch immer sie das anstellen, sie reißen einfach mit und lassen den Boden beben. Obwohl schon so oft gehört und im Schlaf mitsingbar, diese Band geht einfach immer und liefert immer konstant gute Liveshows ab. Durchweg sympathisch und authentisch, das mag man und das erfreut ein treues Metalherz. Gefühlt sind sie jedes Jahr mit dabei, jedes zweite dann aber wohl wirklich. Und es stehen die Massen gedrängt bis zum Horizont und warten auf all ihre Hymnen wie „Cloud Connected“, „Only For The Weak“, „Take This Life“ und wie sie alle heißen. Respekt, wieder mal gigantisch und groß und einfach nur toll.

 

OTTO & die Friesenjungs

Ein wahrlich merkwürdiges Ereignis gab es dann gegen Mitternacht zu bestaunen. Da stand doch ernsthaft OTTO auf dem Programm, ja genau, OTTO Waalkes, der mittlerweile im Rentenalter angekommene Friesenjunge und Jahrzehnte überstehende Blödelbarde. Konnte man jetzt ignorieren oder eben halt mal ums Eck schauen, und ja, überraschenderweise konnten die Herren auf der Bühne überzeugen und mitreißen. Sicherlich lag die freudige Stimmung auch ein wenig am Alkoholpegel zu später Stunde, aber auch die wirklich ulkigen Coverversionen a la OTTO luden so manchen Metalhead zum mitgrölen ein. Überraschend musikalisch und irgendwie ehrlich, das muss man OTTO lassen, der Mann unterhält eben auf seine ganz eigene, urige Weise.

 

Ghost

Und nun geht es los, riesen Vorfreude nicht nur auf unserer Seite. Hingefiebert hat man damals schon ob und wann Ghost denn im Billing auftaucht oder nicht. Nur logisch war es, den Überflieger kurz von der Überholspur zu holen und ins idyllische Schleswig Holstein einzuladen. Was für eine Größe, kein Festival mehr sicher vor Tobias Forge und seinen Musikern, zu Recht! Grandiose Kompositionen die ihresgleichen suchen, ein Sonderling im Songwriting, endlich etwas das durch und durch beeindruckt. Bei der Masse an Angebot auf dem Musikmarkt rechnet man mit den Jahren eigentlich immer weniger damit noch einmal richtig überrascht und umgehauen zu werden. Mit Ghost ist dieses Glück nun gekommen.

 

 

 

 

 

 

Mit dem neuen Album „Prequelle“ und der sich stets verjüngenden Frontfigur, die selbstverständlich immer Forge ist und war, tobten somit Cardinal Copia samt Gefolge über das WOA. Neu ist, dass es mehr Livemusiker gibt als zuvor, nach diversen Streitereien um Rechte und Bezahlung mit den alten Ghouls, steht dem Cardinal nun ein neues Team zur Seite. Auch die Frauenquote wird mit zwei weiblichen Gehörntinnen an den Tasteninstrumenten erfüllt. Es war eine tolle Show, es war laut, zu laut für unser Empfinden – das ist es mittlerweile aber immer vor den großen Bühnen wenn man im ersten Drittel steht, nicht gut wie wir finden, aber dies nur am Rande – es war bunt und irgendwie auch schrill und verrückt, es war harmonisch, romantisch, teuflisch und es war Disco. Mega Show, leider zu kurz, da werden wir nochmal auf ein Konzert der nächsten Tour hoffen.

 

Dimmu Borgir

Dimmu Borgir gelten schon lange Zeit als Aushängeschild des melodischen Black Metal. Nach einer langen Schaffenspause durften die Metalheads sich dieses Jahr endlich wieder an einer gewohnt hochwertigen und stimmungsvollen Show erfreuen,  die an Sound, Optik und Performance wirklich ihresgleichen suchen muss. Und Frontmann Shagrath ist und bleibt eine der genialsten Stimmen des Black Metal, das steht nach wie vor einfach völlig außer Frage. „The Serpentine Offering“, „Puritania”  und der neue Song „Archaic Correspondence“ wurden in Perfektion dargeboten und zeigten ein weiteres Mal die unglaublich atmosphärische Dichte der Songs. Mit „Mourning Palace“ zogen Dimmu Borgir dann weiter in die Nacht und hinterließen ein warmes, schwarzmetallisches Gefühl.

 

Unser Fazit. Ein rundum gelungenes Spektakel auf staubigem Grund, welch Abwechslung und Wohltat zu den vergangenen Schlammbädern. Wir sind froh und freuen uns auf weitere Abenteuer hier auf dem Holy Acker und schrubben jetzt erstmal fein unsere Füße. See you next year!

ps: Kein WOA ohne saftige Autopanne und ungesunde Ausraster eben deswegen. Aber so ein schwarzes Herz kann so schnell nix betrüben. Horns Up

 

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