Wacken Open Air 2016

woa16_10Und wieder ist ein Jahr vorbei und man findet sich inmitten einer Horde schwarzer Seelen, zusammengekommen um eine musikalische Reise anzutreten. Mittlerweile wohl eine ganze Woche wird das Dorf Wacken von der Familie besucht, einen vorübergehenden Zweitwohnsitz mit den hiesigen Koordinaten auch offiziell und behördlich eintragen zu lassen –  wird sicher auch irgendwann möglich sein.

Über Schlamm und dergleichen möchten wir eigentlich nicht mehr sprechen, das ewige Drama der Abreise um „fährst du und ich schiebe?“ oder „kann mal irgendwer helfen?“, „guck mal der fährt sich fest“, gern auch „komm ich da durch?“ und „ahh, ich seh nix…“ wird schon zur Routine. Aber einmal im Jahr und vor allem im Nachhinein schon auch witzig… Gelungen war das Festival in jedem Fall. Erstmals gab es verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, mehr Kontrollen, weniger durfte mit aufs Gelände. Keine großen Taschen, Rucksäcke etc. Der Stimmung konnte das nichts anhaben und mitten im Getümmel hat man davon nichts bemerkt.

Foreigner

Ein neues Wacken-Mitglied waren Foreigner, die mit ihren melodischen Hymnen weltweit Gehör finden und man kennt doch mehr als einem anfänglich bewusst ist. Sehr sympatisch und voller Energie gaben die Herren eine gute Performance ab, gerne mehr davon. Songs wie „Cold As Ice“, „Urgent“, „Juke Box Hero“ und „I Want To Know What Love Is“ kennt einfach jeder, wahre Evergreens, gehen direkt ins Ohr. So simpel und eingängig, das ist die große Kunst und erfreut das Publikum jeden Jahrgangs. Mitsingen inklusive! Ganz ähnlich auch beim nächsten Act…

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Whitesnake

And here I go again! Whitesnake sind eine dieser ewig rotierenden Bands im großen Rockuniversum. Ihr Megaerfolg in den 80er Jahren machte David Coverdale und seine Band unsterblich und bringt auch heute noch sämtliche Nervenzellen zum mit fiebern. So wie auch auf dem diesjährigen Wacken Open Air, denn Whitesnake sind eine unfassbar gute Live Band, die auch auf Rockneulinge eine immens positive Energie auszuüben vermag. Wenn auch so manch anwesender Krawallbruder die klassischen Songs als puren Kitsch abtun wollte, so wurde er schnell eines Besseren belehrt. Denn Whitesnake sind eine Macht, die elegant und grazil mitreißt, ohne jemals an Kraft oder Intensität zu verlieren. „Fool For Your Loving“, „Is This Love“ „Give Me All Your Love” oder das ewige „Here I Go Again“, David Coverdale ist einfach ein fantastischer Sänger und Entertainer, der das Wacken Open Air in seinen Bann ziehen konnte und Whitesnake wieder einmal in Hochglanz erstrahlen ließ! Ein durchweg großartiger Aufritt!

Iron Maiden

Iron Maiden zelebrierten bereits zum dritten Mal ihre Monstrosität auf dem Wacken Open Air. Im Rahmen ihrer „Book Of Souls“  Welttour machte die Ed Force One  einen kurzen Zwischenstopp im nordischen Flachland und ließ die Stage samt Flammen, Nebelschwaden und jeder Menge Hits im Gepäck erstrahlen. Bruce Dickinson eröffnete das Spektakel mit „If Eternity Should Fall“ und ließ in den nächsten 90 Minuten ein wahres Best Of über die Bühne feuern, bei dem natürlich auch „Children Of The Damned“, „The Trooper“ und „Fear Of The Dark“ nicht fehlen durften. Besonders zu erwähnen wäre auch noch die, gleichzeitig neben dem Wacken Stream, Open Air Live Übertragung im Internet, die  Iron Maiden exklusiv und weltweit mit über 500.000 Zuschauern einen neuen Rekord aufstellen ließ. Ja, Iron Maiden sind in allen Belangen groß und übermächtig! Ein ewiges Highlight für viele WOA Anhänger.

Axel Rudi Pell

woa16_3Endlich wieder: Der Axel, der Rudi, der Pell! Es ist einfach zu schön. Das Original aus dem Ruhrpott gehört einfach zum unbestreitbaren  Inventar des Wacken Open Air.

Der zeitlose Klang seiner Songs beschallte die nicht mehr vorhandenen Wiesen und ließ sicherlich so manchen Neu- Wackengänger aufhorchen, denn die Tracks machen einfach Spaß und zeigen Gitarrenkunst von seiner qualitativ extrem hochwertigen Seite. „Strong As A Rock“ und „Tear Down The Walls“ dürfen eben auf keinem Rockfestival fehlen und machen aus jedem verregneten Tag eben einen deutlich besseren.

Tarja

Sich losgelöst der ehemaligen erfolgreichen Formation Nightwish auch langfristig solo behaupten zu können, das ist sicher nicht immer ganz einfach. Da spielt es Tarja vielleicht doch ein wenig positiv zu, dass es nach ihrem Ausscheiden bei Nightwish mit eben diesen auch nicht so ganz optimal weitergegangen ist. Die Wucht und Ästhetik ihrer Stimme ist ein Fels der Songs und ihre immer offene und positive Ausstrahlung rundet das Bild ab. Und dann hat sie eine Wackenbühne ganz für sich und ihre Gesangskunst, die dem einen schrill durchs Ohr fegt und andere zu Tränen rührt. Schön zu sehen und hören, so zwischen all der männlichen Präsenz im Metal. Nicht für jeden Geschmack, keine Frage, dennoch von vielen hoch gefeiert.

Therion

Therion gehören seit Ewigkeiten zu den Stammbands auf dem Wacken Open Air. Und auch wenn die Shows mal mehr oder eben weniger Begeisterung hervorrufen, können Therion stets durch unfassbaren Bombast die Ohren in ihre Richtung ziehen. Der diesjährige Auftritt war einer der grandiosen Sorte, die Band bestach durch herausragende Spielfreude und stimmlich überzeugende Gesangseinlagen. Geboten wurden unter anderem Bandklassiker wie „Cults Of The Shadow“, „Flesh Of The Gods“ und natürlich die ultimative Bandhymne „To Mega Therion“, die wirklich grandios inszeniert wurde. Therion waren eine Quelle der Inspiration und werden hoffentlich in dieser Form noch sehr oft zu Gast auf dem heiligen Acker sein.

Steel Panther

Der strahlende Sonnenschein erwies sich als passender Hintergrund für unsere amerikanischen Freiluftfreunde von Steel Panther. Sänger Michael Starr, Gitarrist Satchel, Schlagzeuger Stix Zadinia und der bezaubernde Bassist Lexxi Foxxx stellten wie immer optische Highlights dar, boten aber leider eine schon wahrlich eingestaubte Show, welche der fleißige Fan mittlerweile sicherlich schon auswendig kennen dürfte. Die Anzüglichkeiten, derben Witze und allerlei Geschmacklosigkeiten allesamt schon dermaßen abgespult, dass sich durchaus Langeweile breit machte. Schade eigentlich, denn die Jungs beherrschen ihre Instrumente und Michael Starr ist wirklich ein begnadeter Sänger. Warum dann also diese ewige Wiederholung? Wie in einer Zeitschleife gefangen. Einzig die Coverversionen von Bon Jovis „You Give Love A Bad Name“ und Guns`n Roses „Sweet Child O Mine“ ließen nochmals aufhorchen  und sorgten wie immer für Partystimmung! Jungs, denkt euch bitte mal etwas Neues aus!

Triptykon

woa16_8Endlich mal eine Band für Freunde der anspruchsvollen und düsteren Unterhaltung. Denn dies ist die Kirche der Finsternis, erschaffen im Jahre 2008, um jene Dunkelheit weiterzuentwickeln, die ihre direkten Vorgänger –die bahnbrechenden Black Metal Pioniere Celtic Frost- heraufbeschworen hatten. Tom Gabriel Fischer a.k.a. Tom Gabriel Warrior Sänger, Gitarrist und Hauptsongwriter ist wohl der Inbegriff der Szene, unbeirrt und ewig extrem.

Und so sollte Triptykon in punkto Düsternis und Brutalität seine wahre Macht über dem Wacken Open Air entfalten. Mit einem Rundumschlag aus Celtic Frost Klassikern und eben diesen wunderbaren Triptykon Meisterwerken ließen die Zuhörer sich mit auf eine finstere Reise nehmen, die mit „Procreation Of The Wicked“ ihren Anfang fand und weiter mit „The Ursurper“ und dem ursprünglichen „Goetia“ in ihren Bann sog. Ein weiteres Highlight stellte die gesangliche Unterstützung von Simone Vollenweider dar, die bereits zu Celtic Frost Zeiten an Tom Gabriels Seite stand. Mit „Auroae“ und dem gewaltigen „The Prolonging“  neigte sich der Auftritt dann langsam seinem Ende zu und hinterließ eine gebannte Masse, die sich gern wesentlich mehr an solch düsteren Großereignissen auf dem WOA erfreuen würde.

Twisted Sister

Dee Snider!!!! Ich glaub es nicht!! Oh endlich, was haben wir darauf gewartet, immerzu gehofft ihn nochmal hier erleben zu dürfen. Diese unmenschliche Energie und dieser Wahnsinn der von der Bühne versprüht wird, so unglaublich ansteckend. Wer da noch stillstehen kann oder gar  – kein Interesse hat – nicht zu verstehen!! Twisted Sister, Urgestein, Mitbegründer von allem was die Metalwelt geprägt hat. In Wacken, und das letztmalig?? Na toll! Mies, ganz mies! Dennoch überwiegt das Glücklichsein.

woa16_6Schon ab der ersten Sekunde bebte das Land, die Luft voller Strom. Die pure Power sollte durch das gesamte Set führen, warum nochmal geht der Typ in Rente?? Zu alt und schwach, niemals. Na mal schauen wann doch noch eine Tour folgt, wäre nicht die erste Institution die sich wieder besinnt und weiter macht, auch wenn die vergangenen Schicksalsschläge auch hier Narben hinterlassen haben. Das Leben ist schlecht. Aber auch zu schnell vorbei um im Abgrund zu wandeln! Dee und sein „regular Reindeer“ (er war dermaßen begeistert von dem ungefähr lebensgroßen Jägermeister-Tierchen 😉 ) hatten ausgesprochen gute Laune, das Publikum dankte es durch zahlreiches Erscheinen und lautstarkes Getöse. I WANNA ROCK !!!!

Ein würdiges, emotionales und pädagogisch wertvolles Ende für Wacken 2016. Sehr schade, dass es schon wieder vorbei ist, haben Twisted Sister doch noch die letzten Reserven aus der Gemeinde gelockt, jetzt ginge noch so viel mehr… Arch Enemy fegten noch samt neuer Frontfrau durch die Nacht, die wilde Meute weitere Stunden am Leben erhaltend und trotzdem hat man das Ende und den Abschied bereits gespürt. Aber wie heißt es so schön? Man soll aufhören und heimgehen wenn es am schönsten ist, und so halten wir uns daran und verlassen den Norden noch Stunden nach der Show mit den eingängigen Klängen der Schwestern und freuen uns auf weitere Attraktionen im kommenden Jahr. Gute Nacht und auf Wiedersehen!!

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