Wacken Open Air 2013

Nachdem 2012 die Sintflut über das größte Heavy Metal-Festival der Welt im beschaulichen Dorf Wacken kam und der anhängliche Modder nicht weichen wollte, zeigte sich das Wetter beim diesjährigen WOA von seiner besten Seite. Sieht man von den tropischen Temperaturen des Freitags ab, die für reichlich Beschäftigung im Sani-Bereich sorgten, waren es rundum festivaltaugliche Verhältnisse.

Zum Eröffnungstag am Donnerstag standen die legendären Briten von Deep Purple auf der Bühne. Einen lässigen Hauch der Woodstock-Ära gepaart mit ungebremster Spielfreude verströmten die „älteren Herren“ in gekonnter Präzision. Mit was für einer Coolness diese Band ihre Instrumente bedient, so als wäre es das normalste auf der Welt, ein bisschen Geklimper hier, ein wenig Gezupfe da, unglaublich.

Diese Legenden machen das Wacken Open Air mittlerweile aus, das Zusammenspiel von brandaktuellen Bands, Neulingen und alten Bekannten, aufgewertet und abgerundet durch die wahren Größen des Musikgeschäfts. Wenn man hinterher einfach nur sprachlos dasteht und kaum glauben kann wen man da gerade das Glück hatte live zu erleben, diese Momente bereiten Freude und bleiben nachhaltig als besonders wertvoll haften. So erging es wohl vielen während und nach dem Auftritt von Deep Purple.

Sichtlich begeistert lauschte das Publikum diesen sehr geerdeten Klängen, wohlwissend, dass es beim darauffolgenden Act um einiges mehr zur Sache gehen würde. Rammstein war das Schlagwort. Schon mehrfach haben die Veranstalter versucht sie für das Festival zu gewinnen und nun, nach einer eigens für die Band angesetzten Vergrößerung der Hauptbühne und zusätzlicher Organisation von 20 Extra-LKW-Ladungen mit Rammstein-Equipment war es soweit.

Und es hat sich gelohnt: Bombastisch und brachial von erster Sekunde an gaben Rammstein den in Punkto Show und Sound besten Auftritt der Festivalgeschichte, vor einem schier unglaublichen Fanaufgebot vor der „True Metal Stage“.

Provokation auf ganzer Linie, einheizende Pyromanie, eine wahre Materialschlacht und nichtsdestotrotz äußerst sympathisch. Fan oder nicht Fan, Rammstein sind die weltweit erfolgreichste deutsche Band dieser Zeit und musikalisch absolut ernst zu nehmen. Diesem Auftritt wird sobald nichts Vergleichbares folgen können. Vorab schon länger spekuliert wurde über einen eventuellen Gastauftritt von Heino. Und auch hier zeigten Rammstein Toleranz und Humor.

Kurz nach Beginn des Songs „Sonne“ verkündete Sänger Till Lindemann „Meine Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir einen ganz speziellen Gast: Heino“. Wo sonst wenn nicht hier verbinden sich Musikerkollegen aus den unterschiedlichsten Genres, verschiedene Charaktere und Kulturen sind gemeinsam glücklich und zufrieden.

Am Freitag beherrschte eine monströse Hitze das Wacken Open Air. 35 Grad und mehr sollten die Metalheads an ihre Grenzen bringen. Selbst die unerschütterlichen Motörhead mussten sich nach wenigen Songs geschlagen geben, da hatte Herr Kilmister sich nach längerer Krankheit wohl zu schnell wieder auf die große Bühne getraut. Gute Besserung!

Alle anderen Sets wurden plangenau durchgezogen und brachten die schwitzende Masse trotz allen Witterungen zum toben. Tristania, Naglfar, Powerwolf, Pretty Maids, Grave Digger und Amorphis bewegten die Gemüter und sorgten für furiose Stimmung. Ganz besonders herausragend gestaltete sich das 30jährige Bühnenjubiläum der Metalqueen Doro Pesch.

Gefeiert wurde mit Gastauftritten von Chris Boltendahl (Grave Digger), Biff Byford (Saxon), Eric Fish (Subway To Sally), Phil Campell (Motörhead) und natürlich sämtlichen Hits der stetig in Leder gekleideten Düsseldorferin. Der Wacken Freitag, ein Tag voller Hitze, Staub und Sonnenbrand, da brachte die Nacht auf Samstag eine wahrhaft erholsame Abkühlung.

Kaum die aufgeheizten Gliedmaßen erholt, dröhnte es gegen Mittag mit Metalcore von der Bühne. Die deutschen Callejon waren für einige Anwesende der ultimative Wecker nach einer viel zu kurzen Nacht.

Der Wacken-Samstag war generell durch gute Laune und angenehme Stimmung geprägt. Sei es wegen der nicht mehr sooo extremen Feuersglut oder auch der Erkenntnis geschuldet, dass es nun langsam aber sicher dem After-Wacken-Erholungsurlaub entgegenging.

Die Bands waren am Abschlusstag bunt gemischt, so konnten Aggressionen hervorragend zum Ausdruck gebracht werden bei etwa Fear Factory, Devil Driver, Trivium oder Lamb Of God, Fußwippen und Kopfnicken für die entspannteren unter uns war bei Sonata Arctica, Nightwish, Danzig oder Alice Cooper sehr gut zu integrieren.

Danzig in Wacken wohl eine der größten Attraktionen, endlich mal wieder was neues, leider geben sich die Veranstalter irgendwie nicht genug Mühe Abwechslung und Euphorie bei besonders eingefleischten und hartnäckigen Besuchern zu erzeugen. Mit einer grandiosen Show waren Danzig wirklich herzlichen willkommen und diese ihm vorrauseilende Arroganz und Überheblichkeit verkörperte Glenn Danzig wie aus dem Bilderbuch, herrlich amüsant und musikalisch der Hammer. Was wäre das Rock ´n ´ Roll-Business bitte ohne eingebildete Frontchefs? Eben!

Welch Freude an diesem Tag auch noch die Show von Alice Cooper zu erleben, eine weitere lebende Legende auf diesem Fest, vielen Dank! Es gibt einfach immer wieder so Lichtgestalten des Genres die es wie selbstverständlich verstehen, dem Zuschauer die Gesichtszüge vor Spannung erstarren zu lassen, gepaart mit Gänsehaut. Der gute Alice beispielsweise kann dies sehr wohl. Im Fazit neben Deep Purple, Danzig und Rammstein das letzte Highlight des WOAs 2013!

Neben Rammstein, die durch ihre immense Wucht das Festival gerockt haben waren es also vor allem die alten Eisen von Deep Purple, Motörhead und Alice Cooper die schwer beeindruckten, was bedeutet: bitte bitte mehr davon!! Im Rückblick ist wieder einmal zu sagen, das Wacken Open Air ist und bleibt unschlagbar, unfassbar und einfach grandios. Weltweit einzigartig und vermutlich nie mehr tot zu kriegen!

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