Wacken Open Air 2007

Die größte Runde W:O:A ging dieses Jahr vom 2. – 4. August mit 60.000 zahlenden Besuchern und weit mehr als 60 Bands übers Land. Das 18te Wacken für die Menschheit, das achte Wacken für die Autorinnen und das erste Mal für den Metalminder, wird auch noch für lange Zeit in Erinnerung bleiben. Das Line-Up wie jedes Jahr wieder gigantisch, das Verhältnis zwischen Eintrittspreis und Leistung elegant gut ausbalanciert, gibt es nach wie vor nichts Vergleichbares auf dem Erdball vorzufinden. Mit vorhergegangenem enormem Aufwand, wurden Punkte wie Geländebearbeitung, Beseitigung / Ausbesserung des naturkatastrophalen bitteren Beigeschmacks sowie weitere organisatorische Dinge gut gemeistert und die Tore konnten geöffnet werden.

DONNERSTAG

Sodom

Sodom stehen für erstklassigen Thrash Metal der Superlative. Die Combo aus dem Ruhrpott feiert nächstes Jahr 25 jähriges Bestehen, wenn das mal kein Grund zum feiern ist. Losgeknüppelt wurde mit „Blood On Your Lips“ am Donnerstagabend auf der Black Stage. Weitere Klassiker wie „Blasphemer“, „Wachturm“ und „Sodomy And Lust“ folgten auf dem Fuße. Untermalt wurde der Auftritt von zahlreichen illustren Gästen, es waren fast alle Ex –Sodom Mitglieder vertreten, zum Beispiel Gitarrist Grave Violator, Andy Brings und Drummer Atomic Steiff, was für die Fans eine sichtliche Bereicherung darstellte, da es haufenweise bangende Häupter zu bewundern gab.

Mit „Ausgebombt“, „The Saw Is The Law“ und “Outbreak Of Evil” neigte sich die fast zweistündige Thrash Attacke dem Ende. Als krönendes Schmankerl gab es dann noch den „Bombenhagel“ auf die Wiese, und eine ausgepowerte Fanschar schwebte glückselig von dannen. Hier wurde definitiv klargestellt das Sodom noch längst nicht auf die Ersatzbank gehören.

Mambo Kurt

Vor gar nicht allzu langer Zeit war das Metal Volk einzig und allein der harten Klänge wegen auf das Wacken Open Air gepilgert. Bis plötzlich ein Herr namens Mambo Kurt die Heerscharen um sich sammelte, und zu begeistern verstand. Mittlerweile ist Mambo nicht mehr wegzudenken. Mit seinen durchaus eigenwilligen Interpretationen gehört er fest zum Bestandteil eines jeden Wacken Open Airs. Da gab es gnadenlos sämtliche Schlager, Pop und Rock Klassiker im Heimorgelgewand auf die Metall verwöhnten Lauscher. Längst vergessene Hits wie „I Just Call To Say I Love You“ von Stevie Wonder, “Sunshine Reggae” oder “Jump” vom Van Halen wurden frenetisch abgefeiert. Von der Polonaise bis zum Moshpit war alles geboten. Und wenn Mambo dann auch noch Iron Maiden, ACDC und Slayer zum Besten gab, steppte wahrhaftig der Teufel. Die Heimorgel hat durch Mambo Kurt ein feines Comeback hingelegt, und wird bestimmt auch im nächsten Jahr für ausgelassene Stimmung sorgen. Ob dann auch mit Paartanz, sei allerdings dahingestellt.

Saxon

Nach den schon erwähnten Wacken Kultis Mambo & Sodom nun ein weiterer Streich Festival Tradition. Die Briten von Saxon gewohnt routiniert auf den Bühnen dieses Dorfes, jedes Mal eine spannend und fordernd erwartete Attraktion, feuerten Power und Hits vom Podest. Auch wenn die Stimmung im Allgemeinen schon einen Funken erschöpft schien, konnten Saxon das Publikum trotzdem auf ihre Seite ziehen und mit „Heavy Metal Thunder“, „To Hell And Back Again“, „If I Was You“ oder dem durch Freund Tobias Sammet bereicherten Titel „747 (Strangers In The Night)“ durchaus erneut überzeugen. Solch erprobte Alteisen kann einfach nichts erschüttern.

FREITAG

Neuer Tag, neues Glück! Fast schon irritiert über das unerwartet gute Wetter, für Metalminder Begriffe das Beste seit 2000. Nicht zu heiß, dennoch angenehm warm, Sonnenschein und ein leichtes Lüftchen. Was braucht ein Metalfan mehr? Früh aus den Federn erwacht und sofort bereit für Abenteuer, läutete die Stunde des Metal ein zweites Mal zum Tanz.

Napalm Death

Da es vor der True Metal Stage zu einem kleinen Strohfeuer kam, wurde die Show der englischen Grindcore Legende um ca. zwanzig Minuten vorverlegt. Nichts desto trotz versammelten sich haufenweise Fans vor der Black Stage um einen musikalischen Rundumschlag zu erleben. Das Set beinhaltete sämtliche Klassiker, angefangen mit „Sink Fast Let Go“ von ihrem derzeitigen Output „Smear Campaign“ bis hin zum Kultsong schlechthin „Nazi Punks Fuck Off“. Sänger Barney brüllte sich die Seele aus dem Leib und nutzte zudem die Zeit zwischen den Songs, um seiner politisch glasklaren Stellung Nachdruck zu verleihen.

Mit konsequent linkspolitischer Haltung und gegen jede Art christlicher Moralisierung bekundeten Napalm Death lautstark ihre Einstellung. Ein ziemlich harter Brocken für die doch noch recht frühe Uhrzeit. Dennoch gab es reichlich moshende Häupter vor der Stage zu bewundern. Napalm Death zeigten mit Power und astreinen Riffs, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und lieferten eine energische Show ab.

Amorphis

Aufgrund der Verschiebungen im Spielplan, hatten Amorphis dann eine gute Stunde später als geplant endlich ihre 45 Minuten zugeteilt bekommen. Viele Fans waren schon zeitig anwesend, denn man weiß ja nie so genau, ob das ganze Rumgeschiebe auch tatsächlich hinhaut. Vorsicht ist besser als Nachsicht und es wurde pünktlich um 13.10 Uhr finnisch gerockt. Die Dreadlocks wurden geschüttelt und flogen nur so über die Bühne, die Gitarren zum Dröhnen und Summen gebracht, die Stimmung war super.

Einzig der böige Wind sorgte für akustische Soundausstoßungen und Lautstärkeabstufungen. Hier und da schon ein wenig ärgerlich, aber die Finnen selbst boten atemberaubende Minuten voller Spielfreude und Kraft. Die Setlist beinhaltete unter anderem „House Of Sleep“, „Black Winter Day“, „Alone“ und „The Smoke“. Letzterer zu diesem Zeitpunkt besonders passend, konnten sich die Finnen wieder einmal erfolgreich auf die Schultern klopfen lassen, ihre Darbietung feinsten eigenständigen Death Metals in der bisherigen Running Order ein zielsicherer Treffer. Beim nächsten Auftritt würde ich mir eine dunklere Stunde wünschen und auch die Strohfeuerspielchen könnten nächstes Mal entfallen.

Therion

Auch die Schweden und Opern Metaller von Therion durften gute 40 Minuten zeitversetzt den Startschuss in die Lüfte abgeben. Mit jedem Album scheinen sich die Virtuosen selbst zu übertreffen, die Messlatte für Live Auftritte und deren Umsetzung liegt daher wohl besonders hoch. Leicht fragwürdig, ob die gute Mittagszeit von 14.30 Uhr die optimale Position für so schwerfällige, komplexe Strukturen ist, empfand ich die hier abgelieferte Show akustisch wie auch optisch ganz ehrlich nicht sonderlich berauschend.

Zwar gab es keinen Mangel an Hits nach dem inzwischen so geübten Schema wie etwa „To Mega Therion“. Aber das war so gar nicht meine Sache diesmal. Da lobe ich mir dann doch kleine, schwitzige Club Gigs, die einem den Sound nur so durch die Ohren fegen.

Turbonegro

Bereits bei Bekanntgabe dieser Band im Wacken Club 2007 war ich gespannt und erfreut zugleich. Zum einen eine doch eher untypische W:O:A Band, musikalisch eher bodenständigen Rock vertretend denn metallen, und darüber hinaus noch nie zuvor Live gesehen, trieb die Neugier vor die Black Stage. Von der Seite die ersten Anzeichen bald rötlich werdenden Sonnenscheins, stampften sich die Norweger geradewegs durch die vielzähligen Zuschauer und boten ganz wie ich es erwartet hatte, eine eindrucksvoll impulsive Show.

Geprägt von satten Sounds und berühmt berüchtigten Krachern wie zum Beispiel „Do You Do You Dig Destruction“, „All My Friends Are Dead“, oder „Sailor Man“. Sänger und Hauptmatrose Hank Von Helvete sichtlich kommunikativ, hatte reichlich offenes Ohr für Fangetöse und hielt jeweils passende Kurzansprachen. Super Show, bereichert zwischen all den teils derben Metalklängen wirklich ungemein und rundet ab. Takk Turbonegro!

Sturm und Drang (Pressezelt)

Schnellen Fußes von den vorvorletzten Tönen Turbonegros ab ins Pressezelt. Kleine wilde Finnenjungs gaben dort ihre erste exklusive Deutschland Performance zum Besten, das galt es auf jeden Fall zu begutachten. Der Ruf eilte den Nordlichtern wieder einmal voraus und auch der Metalminder hatte während seiner Finnlandaufenthalte 2007 schon so einiges gehört und gesehen.

Beeinflusst von alten Eisen a la Judas Priest und Iron Maiden, griff man im Wackener Presstent zu Gitarre und Bass, positionierte sich an Keyboard und Drums, um den neugierigen Besuchern aus der Medienwelt den Gehörgang freizulegen. Gekonnt professionell, wenn doch etwas scheu, präsentierte der flotte Fünfer Songauszüge seines viel versprechenden Debütalbums „Learning To Rock“. Das es da gar nicht mehr so viel zu lernen gibt, stand nach Ablauf der Show nur noch als Beilage parat, denn wurden die fröhlich und begeistert dreinblickenden Menschen hier wohl vollends überzeugt.

Das nächste große Ding aus Suomi und nächstes Jahr hoffentlich für die Allgemeinheit freigegeben. Für Interessenten wäre vorab die im Oktober stattfindende Tour mit Apocalyptica ein Pflichttermin.

Blind Guardian

Die deutschen Metal Urgesteine aus Krefeld, Blind Guardian, bezogen gegen 21 Uhr Position auf der True Metal Stage. Beste Uhrzeit und ein rappelvoller Acker ließen große Erwartungen an einen der Headliner aufkeimen. Inhaltlich gestalten Blind Guardian ihre Texte häufig mit Themen aus der Fantasy Literatur, besonders Tolkiens epochaler Meilenstein „Herr Der Ringe“ wird dabei gern involviert. Charakteristisch sind außerdem die komplexen Arrangements und Spieltechniken, sowie Orchester Parts.

Mit ihren sage und schreibe 20 Jahren Bühnenerfahrung konnten die Mannen um Hansi Kürsch auf ein ordentliches Repertoire zurückgreifen. Und das taten sie auch! Das Festival Areal war zum bersten gefüllt, als mit „Into The Storm“ losgelegt wurde, was den meisten Fans offenbar gut gefiel. Weitere Kompositionen wie „Nightfall“, „Straight Through The Mirror“ und „Valhalla“ wurden begeistert vom Publikum aufgenommen. Blind Guardian zelebrierten mit Feuerwerk und allem möglichem Brimborium eine gekonnt inszenierte Show, welche überwiegend großen Anklang fand. Die Stimmung griff vor allem bei „The Bard`s Song“ komplett über, und ließ tosenden Applaus zu. Blind Guardian präsentierten sich `At It`s Best` und hinterließen eine zufriedene Gemeinde.

Dimmu Borgir

Immer noch vorbelastet und eingeschüchtert durch das Krümelmonster Shirt von Bassist Vortex auf dem Sauna Open Air, traute ich mich bei der Norweger Dynastie Dimmu Borgir nur in angemessener Sicherheitsentfernung die weitere Begutachtung durchzuführen. Wie üblich, hatten die Jungs das Einheitsoutfit übergestülpt, Plauze hin oder her, mit dieser ledrigen Klamotte geht so einiges zu verstecken, und vor allem die schon fast aberwitzigen und wahrlich bösen Nieten-Stulpen funkelten erheblich.

Mit dem aktuellen Album „In Sorte Diaboli“ haben es die Norweger ein weiteres Mal geschafft, ihr eigenes kreatives Ding fortzuführen und erfolgreich an diverse Vorgänger anzuknüpfen, ganz ohne spürbaren Wiederholungseffekt. Nach etlichen regelrechten Kultalben und Songs stehen Dimmu Borgir ganz vorne auf der Liste in die Geschichte eingehender und vorbildlicher Bands im Schwermetall. Harmonie und Schwere großgeschrieben, gelingt es ihnen, den Black Metal Charakter anzunehmen, ohne dabei Aufrichtigkeit und Authentizität einzubüßen oder gar lächerlich zu erscheinen.

Woran in dieser Sparte viele scheitern, scheint den Skandinaviern nur allzu leicht aus der Feder zu fallen und auch die Live Show des 2007er Wacken Open Airs reiht sich in diese Auflistung problemlos ein. „In Sorte Diaboli (The Serpentine Offering)“, „Cataclysm Children“, Progenies Of The Great Apokalypse“ und zum Ende wie gehabt das, auch nach all den Jahren wieder, großartige „Mourning Palace“! Ein zugegeben nicht unbedingt innovativer Auftritt, eher eindrucksvoll schlicht und bombastisch inszeniert.

Iced Earth

Über Iced Earth scheiden sich die Geister. Die einen berufen sich auf den ehemaligen Sänger Matt Barlow, die anderen können sich voll und ganz auf Tim Owens einlassen. Trotz diverser Meinungsverschiedenheiten sind und bleiben Iced Earth ganz große Mitstreiter, auf dem Weg in die heiligen Hallen des Heavy Metal Throns. Eröffnet wurde mit „Burning Times“, welches durch Power und eine fantastische Gesangsleistung von Tim Owens sofort die Massen mobilisierte.

Kraftvoll bestritten Jon Schaffer und Co die recht ansehnliche weitere Setlist, mit „Venegeance Is Mine“, „Stormrider“ und „Birth Of The Wicked“ folgte ein Hit dem anderen. Vermisst wurde lediglich der Kultsong „Pure Evil“, welcher leider nicht dargeboten wurde. Komplettiert mit Feuerwerk und Pyroeffekten war für Auge und Ohr bestens gesorgt. Mit „Iced Earth“, dem gleichnamigen Album- Titelsong, wurde dann das Finale eingeläutet. Sänger Tim Owens konnte sich als Neuzugang live beweisen, und alle Fans konnten zufrieden in die Nacht ziehen.

Samael

Zu reichlich später Stunde standen dann endlich die sagenhaften Samael auf der Party Stage. Trotz Kälte und Uhrzeit war der Platz gut gefüllt und die Schweizer wurden mit großen Augen erwartet. Mit einer hervorragenden Mixtur aus ihrer Diskographie schafften Samael es das Blut in Wallung zu bringen. Vom Klassiker schlechthin „Rain“ bis hin zu Songs wie „Slavogracy“ vom aktuellen Album „Solar Soul“ und wieder ganz zurück mit „Baphomets Throne“ wurde alles aufgefahren.

Die Bühne in düsteres, rotes Licht getaucht, unterstrich nochmals die kühlen, glasklaren Sounds der Band. Frontmann Vorph überzeugte wie kein zweiter durch seine wahninnig charismatische, und dennoch höflich reservierte Art. Mit weiteren Soundmonstern wie „On Earth“ und „The Ones Who Came Before“ rissen Samael einfach jeden Anwesenden in pure Begeisterung. Hier wurden definitiv alle Erwartungen erfüllt und die erdig rauen Klangfundamente verfehlten niemals ihre ganz eigene Wirkung.

Als letzten Song gab es dann das überirdisch geniale „My Saviour“ zu hören. Hier waren wirklich Meister ihres Faches am Werke, ein insgesamt gesehen imposantes Gesamtkunstwerk. Unbestreitbar ein Highlight auf dem Wacken Open Air 2007!

SAMSTAG

Sommer, Sonne, Sonnenschein, eine frostige Freitagnacht ging mit Samael zu Ende, der Trommelwirbel war bereit für seinen letzten Einsatz. Zweidrittel des Festivals war Geschichte, der finale Samstag bot jedoch noch ausreichend Höhepunkte und Spannung.

Würden die New Yorker Doom Titanen von Type O Negative das Gelände wohl pünktlich zu ihrem Auftritt erreichen? Wie genau hatte man sich die Immortal Show vorzustellen? Würde es die üblichen Special Guest bei Destruction auf die Bühne treiben? Bekäme Timo Kotipelto zu seinem Auftritt mit Stratovarius um 14.45 Uhr wieder seinen obligatorisch glutroten Kopf und warum in aller Welt schließen ausgerechnet Subway To Sally das Wacken Open Air Festival 2007 ab???

Fragen über Fragen galt es zu beantworten und so wurde nicht lange getrödelt diesen Dingen auf den Grund zu gehen!

Sonic Syndicate

Die schwedischen Sonic Syndicate sollten am Samstag Vormittag den Wacken Besuchern mit ihrem Mix aus Melodic Death und Metalcore den Schlaf aus den Augen treiben. Gepuscht durch reichlich Pressearbeit gehören sie zu den hoffnungsvollsten und aufstrebensten Bands der Metalszene. Ihr musikalischer Stil ist von vielen Einflüssen durchzogen und durchaus vielseitig. Auf dem diesjährigen Wacken Open Air sollten Sonic Syndicate nun ihre Live Qualitäten unter Beweis stellen. Ein Mix aus eingängigen Melodien und sattem Sound traf auf das Publikum.

Mit ihrem aktuellen Album „Only InHuman“ trafen die sympathischen Schweden komplett den Nerv der Zuschauer. Für die recht frühe Uhrzeit waren jedenfalls eine Menge Menschen vor der Black Stage unterwegs, welche die Energie nur so in sich aufsaugten. Mit Ehrgeiz und musikalischer Qualität sorgten Sonic Syndicate für Stimmung, und ergatterten bestimmt reichlich neue Anhänger.

Moonspell

In gewisser Weise war es unglaublich schade, eine Vollblut- Düsterband wie Moonspell in strahlender Mittagssonne zu platzieren. Der finstere Funke wollte leider nicht so recht überspringen, Vampire und dergleichen treiben doch eher in der Dunkelheit ihr Unwesen. Fernando und seine Mitstreiter gaben trotz dieser Widrigkeit nicht auf, und verstanden es voll und ganz sämtliche Nachteulen auf dem Platz zu Begeistern. Die Portugiesen zogen mit ihren tiefgründigen, massiven und dennoch wunderbar melodiösen Sounds, die Herrschaaren in ihren Bann. Sei es mit Klassikern wie „Opium“ und „Alma Mater“, oder mit Moonspells Übersong „Full Moon Madness“.

Durch grandiose Interaktion mit dem Publikum erreichte Sänger Fernando ein unglaubliches Feedback, überschäumender Beifall und eine tobende Masse standen im Vordergrund. Die Fans genossen jeden Augenblick, und die gar nicht so finster dreinblickenden Gesellen von Moonspell hatten alle Sympathie Punkte auf ihrer Seite.

Stratovarius

Was gibt es über die finnisch, deutsch und schwedische Power Metal Formation Stratovarius noch zu sagen? Seit Jahren garantieren sie für Spaß und beste Unterhaltung auf dem Wacken Festival. Trotz diverser Probleme in den letzten Jahren rauften sie sich wieder zusammen und gelten als die Power Metal Band schlechthin. Timo Tolkki, Jens Johansson, Lauri Porra, Jörg Michael und natürlich Goldkehlchen Timo Kotipelto lieferten mal wieder eine stimmungsvolle Show ab.

Begonnen wurde mit dem Kultklassiker überhaupt „Hunting High And Low“, bei dem Sänger Timo Kotipelto, singender und gleichzeitig laufender Weise, die Bühne enterte. Also ein rasanter Auftritt, der Beigeisterungsstürme hervorrief. Weiter ging es mit „Speed Of Light“ und „Paradiese“, sowie „Distant Skies“ gefolgt von „A Million Light Years Away“. Insgesamt legten Stratovarius eine perfekte Show hin und präsentierten ein Potpourri ihrer größten Hits. Ein ganz besonderes Highlight folgte mit der Uraufführung ihres neuen Songs „The Last Night On Earth“, dessen eingängige Melodie sich sofort in jeden Gehörgang klammerte, und Vorfreude auf das hoffentlich bald erscheinende neue Album auslöste.

Beschlossen wurde die Show mit „Eagleheart“ und dem immer wieder gern gehörten „Black Diamond“, welcher auch dieses Jahr zum mitsingen einlud. Stratovarius zeigten ihre ungebremste Spielfreude und verwandelten den Platz vor der True Metal Stage in eine einzige Partyzone. Immer wieder gern gesehene Gäste auf dem Wacken Open Air!

Dir En Grey

Eine kulturell weitere Reise stand mit den Japanern von und mit Dir En Grey als Nächstes auf der Speisekarte. Durchgeknallt wie es besser nicht geht, ein wenig mehr an Inszenierung als für mancherlei Geschmack nötig, kratzen, bluten, Rumspringen, alles wurde geboten. Im Strom des Visual-Kei nach Europa abgetrieben, boten die wilden Kerle um Sänger Kyo ein energiegeladenes Set um Songs wie „Saku“, „Merciless Cult“, oder „The Final“.

Mit dem aktuellen Album „The Marrow Bone“ im Schlepptau, geben die Asiaten nicht nur für Metalbegeisterte richtig Gas. Zwischendrin eine köstlich kulinarische Erfrischung und damit ein deutlicher Hauch Abwechslung.

Tourettes (Pressezelt)

Die aus Australien stammenden Tourettes lieferten im vergangenen Jahr schon eine grandiose Vorstellung auf dem Wacken ab. Damals noch unter dem Namen Tourettes Syndrome, welcher wohl aus rechtlichen Gründen in Tourettes geändert wurde. Blickfang und Stimme des Unterfangens ist Sängerin Michelle Madden, die durch ihre geniale Stimme, unglaublicher Ausstrahlung und Kraft, der Band das gewisse Etwas verlieh. Diesmal hatte die versammelte Presse die Ehre ein exklusives Ohr auf die neue Scheibe namens „Treason Songs“ zu legen.

Zwischen übelst tiefen Growls und astreinem Gesang siedelten sich harte Riffs und Rocksound an. Diese extravagante Mixtur bescheinigte den Tourettes einen unverkennbaren Wiedererkennungswert. Mit thrashig modernem Sound, und einer wahnsinnig fesselnden Frontfrau in Augenhöhe, gab es eine große Portion erfrischenden Metal präsentiert. Hier sollte der geneigte Konsument der harten Töne wachsam sein, und die Tourettes stetig im Auge behalten.

Norther

Nach Children Of Bodom, sind es ganz deutlich die Freunde von Norther, die in Finnland den aktuellen Melodic Death / Thrash Ton angeben. Mit knallharten Riffs, ordentlich Geschwindigkeit und einem gesunden Gespür für Melodie und Harmonie gelingt den Finnen ein professioneller Spagat im Metalbusiness.

Mit dem 2006er Album „Till Death Unites Us“ und der aktuellen EP „No Way Back“ brauchen sich die Jungs um Petri Lindroos, nebenbei auch Sänger und Frontmann von Ensiferum, keinesfalls verstecken und auch die Arbeiten für weitere Songs, die für August/September vorgesehenen sind, werden sicher wieder ohne Zweifel reife Früchte tragen. Wer einen Vorgeschmack auf die Tour im Oktober erhaschen wollte, konnte es sich vor der Party Stage gemütlich machen und einen tiefen Atemzug Skandinaviens inhalieren.

Frisch, frech, spritzig und mit Nasenfahrrad wussten sie zu begeistern, die Menge anzuheizen und der Petri schreite einfach alles raus. Die dargebotene Vorstellung konnte eindeutig überzeugen und machte durchaus Lust auf mehr.

Ichhichlefich Binhinlefin Einheinlefein FinnhinnlefinnLandhandlefand Fanhanlefan! Das bestätigt sich immer wieder aufs Neue, manchmal bin ich selbst davon überrascht und wer die eben genutzte Räubersprache nicht zu lesen vermag, für all diejenigen noch einmal ganz kurz und deutlich: Finnland rules!

Turisas

Warum die Finnen derzeit so tierisch boomen, weiß bestimmt niemand so recht zu erklären, und auch warum in Gottes Namen diese Finnen so oft sie nur können, Fellfetzen tragen und Steinzeitpartys feiern müssen, bleibt wohl auch auf ewig unbeantwortet. Um gleich bei „tierisch“ zu bleiben, hier ein professioneller Schwenk zu den Kriegern von Turisas.

Mitleid und Respekt an alle Bands, die es auf dem Wacken in das von vielen bewusst umgangene WET Stage Zelt getrieben hat. Superheiß, feucht und stinkig. Solche Zustände umgeben fast jeden hier eingeplanten Act und dennoch treibt es ab und an beachtliche Menschenansammlungen zu genau dieser Pilgerstätte. Steinzeit, Mittelalter, Kannibalen, was auch immer der Beweggrund ist und war, die finnische Truppe kennt keinen Schmerz und läd zu kollektivem Schwitzen und Stinken, samt musikalischer Aufführung ein.

Battle Metal als Albumtitel und auch für die eigene Definition als Bezeichnung gewählt, konnte dieser Auftritt durchaus überzeugen, jedoch werde ich es dann auch weiterhin vorziehen, dieses Zelt möglichst zu meiden und zu gezielten Club Gigs pilgern, sofern denn möglich.

Destruction

Nach dem glorreichen Auftritt der Ruhrpott Thrash Legende Sodom am Donnerstag, sollten nun auch die Thrash Veteranen von Destruction zum Zuge kommen. Auch hier gab es Grund zum jubilieren, es wurden 25 Jahre Bandgeschichte geschrieben. Zum Dank gab es eine Best Of Show, samt vollständig ausstaffiertem Mad Butcher. Und dieser fegte auch gleich bei „The Butcher Strikes Back“ über die Bühne.

Es folgten „Curse The Gods“ und „Alliance Of Hellhounds“, welches tatkräftig von Bobby Blitz von Overkill, Peavey Wagner von Rage und Oddleif Stensland von Communic unterstützt wurde. Schmier und Co hatten also nicht zuviel versprochen und sorgten für ordentliche Moshpits. Auf der Setlist fehlten natürlich auch nicht „Life Without Sense“, „Thrash Till Death“ und „Total Desaster“.

Das Gesamtbild wurde von Pyroeffekten und Flammen sämtlicher Art und Ausrichtung untermalt, so dass ein bombastisches Live Erlebnis garantiert war. Das unumgängliche „Bestial Invasion“ sorgte, als letzter Punkt der Setlist, für ungeahnte Sprechchöre seitens der Fans. Ein wirklich gelungener Auftritt von Destruction. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und bleiben auch angesichts der Schmier´schen „Ich komm gleich wieder“ (und wart nie mehr gesehen) Tradition außerordentlich geduldig!

Type O Negative

Was für eine Überraschung! Die New Yorker Grünlinge von Type O Negative beehrten das aller erste Mal unser beliebtes Wacken Open Air. Peter Steele an sich gab sich ja schon im letzten Jahr die Ehre, und legte mit seiner tot geglaubten Thrash Formation Carnivore eine phänomenale Reunion hin.

Ausgestattet mit Bart und Zylinder betrat Herr Steele dann auch dieses Jahr bestens gelaunt die Bühne. Seine Mitstreiter Kenny Hickey, Johnny Kelly und Josh Silver waren ebenfalls gut aufgelegt, und sorgten auch beim Publikum für reichlich gute Stimmung. Johnny hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Fans mit einer Kamera zu filmen und damit Begeisterungsstürme auszulösen. Schon komisch, das eine Band deren Sound eher schwer doomig und massiv daherkommt für solche Partystimmung verantwortlich werden konnte.

Vielleicht war es einfach die Freude über Type O Negatives Anwesenheit, da sich die Band, bis auf die gerade überstandene Europatour, in den letzten Jahren doch eher rar gemacht hatte und für reichlich Stoff in der Gerüchteküche sorgte. Nun denn, dargeboten wurden hauptsächlich Songs der Dauerbrenner „Bloody Kisses“ und „October Rust“. Und es stellte sich heraus das „We Hate Everyone“ und „Love You To Death“ immer noch nichts an ihrer heftigen Intensität verloren haben.

Das neue Album „Dead Again“ fand in Form von „The Profit Of Doom“ natürlich auch seinen wohl verdienten Platz in der Setlist. Die zwischenzeitlichen Klamauk Einlagen des Frontmannes Steele überraschten, kamen aber wirklich gut an. Und hingegen einiger Meinungen, Herr Stahl wäre betrunken gewesen, kann ich aus Erfahrung nur hinzufügen, dass dem definitiv nicht so war. Die Krone wurde dem Ganzen dann noch durch „Christian Woman“ und dem Gassenhauer „Black No 1“ aufgesetzt.

Tausende von Fans erlebten einen grandiosen Höhepunkt des Festivals. Type O Negative zeigten sich von ihrer Schokoladenseite und vollbrachten eine absolute Glanzleistung.

Immortal

Die Black Metal Sensation in der diesjährigen Wacken Running Order kam dann in Form der Panda Fraktion Immortal und deren exklusiver Reunion Show am Samstagabend zum Ausdruck. Nach ihren Landsmänner Kollegen von Dimmu Borgir, galt es nun ein weiteres Mal den Norweger Gesellen die Bühne zu räumen. Wenn auch optisch nicht mehr so perfekt geformt wie noch vor Jahren, standen Immortal trotzdem erfolgreich ihren Mann und bewiesen der großen Festival Fanbase die Quicklebendigkeit von Unsterblichen.

Ganz sicher nicht die leichteste Kost und für manch einen auch textlich ziemlich zwiespältig beziehungsweise fragwürdig, geben Immortal doch zumindest charismatisch betrachtet eine Menge her. Eine rundum gute Show, gekonnte Selbstinszenierung und brachial geradlinige Power dröhnte regelrecht von der Bühne und das Trio konnte sich über das Fanaufgebot vor der Bühne freuen. Auch wenn „freuen“ nicht die typischste Eigenschaft einer schwarzen Seele ist, wird es hier jedoch ausnahmsweise mal gestattet.

Abbath samt Bandkollegen donnerten was das Zeug hielt, untermalt durch reichlich Lichteffekte, eine wirklich eindrucksvolle Sache. Mal sehen ob es in Zukunft mehr davon gibt!?

In Flames

Meine letzte wirklich aufmerksam verfolgte und persönliche Abschlussband des 18ten Wacken Open Airs hörte auf den Namen In Flames und brachte ein sattes Set voll gepackt mit dem Göteborg Sound No. 1. Wieder hatten sie es geschafft, eine Wahnsinns Menge an Zuschauern vor die Bühne zu ziehen und es wurde wirklich endlich Zeit. Jedes Mal wieder beeindruckend, die Fanbase auf dem Bildschirm zu betrachten.

Beinahe beängstigend und dennoch wohltuend angenehm, diese friedliche Atmosphäre. Zwischenzeitlich empfand ich den benachbarten Soundcheck für die Nachfolge-Knüppler von Cannibal Corpse als ziemlich störend und schlichtweg zu laut. Zugegeben hatte ich zu Anfang nicht den allerbesten Platz, musste mich vorerst mit leichter Schrägstellung begnügen. Jedoch drängelte ich mich nach und nach aufmerksam und stets höflich in Richtung True Metal Stage. Rein instinktiv und von unglaublichen Kräften angezogen, konnte ich einfach nicht widerstehen, die Verlockung war einfach zu groß!

Der offensichtlich gerührte Sänger Anders Friden konnte man gerade so die Tränen zurückhalten, was sich beinahe schon als ansteckend auswirkte. Eine Anziehungskraft die ich eigentlich genau genommen gar nicht richtig ergründen kann, umschwebt diese Band und lässt enorme Gänsehaut aufkommen. Als Festivalband der absoluten Spitzenklasse ein großer Kracher, mitreißend bis zur letzten Sekunde. Nach meinem letzten In Flames Club Gig ein wenig unentschlossen, wurden hier jedoch wieder alle eventuellen Zweifel über Bord geschmissen und gnadenlos sich selbst überlassen.

Keine Chance für Miesepeter, da bleibt einem fast die Luft zum Atmen weg. Diese Performance war ungelogen as it´s best! Eigentlich darf man gar nicht ungeschoren davonkommen, wenn man doch eine Horde hypnotisierter Metalmenschen bei Titeln wie „Cloud Connected“, „The Quiet Place“, „Take This Life“, „My Sweet Shadow“ und / oder natürlich dem Rekord „Jumping“ Song „Only For The Weak“ zum Takte hüpfen und abfeiern anstiften kann! Boah, wow! Genial! Meine Lieblings W:O:A Band 2007 und jedes Jahr gerne wieder!

Cannibal Corpse

Die Freunde der härteren Klänge sollten gegen Ende des Wacken Open Airs noch einmal die komplette Packung Kannibalen Sound zu hören bekommen. Mit den amerikanischen Cannibal Corpse bot das Festival eine der definitiv aggressivsten und brutalsten Bands des Planeten. Los geprügelt wurde mit „Unleashing The Bloodthirsty“, was die Fanscharen sofort außer Rand und Band trieb.

Fronter George „Corpsegrinder“ Fisher brüllte sich die Seele aus dem Leib und jagte damit jedem Anwesenden kalte Schauer über den Rücken. Weitere Songs wie „Disposal Of The Body“, und „Covered With Sores“ dürften auch dem letzten die Müdigkeit aus den Augen gehämmert haben. Endlich durften die Kannibalen alle ihrer Songs ohne Zensur Live darbieten, was natürlich auch prompt in die Tat umgesetzt wurde. Mit „I Cum Blood“ und „Vomit The Soul“ ging es dann langsam dem Ende zu, den Bonuspunkt sicherte letztendlich noch „Stripped, Raped And Strangled“. Ingesamt war die Show gut und blutgetränkt. Da gab es kein Entkommen mehr, Glut, Gehirn, Massaker!

FAZIT

Und man mag es kaum glauben, aber da war´s auch schon wieder vorbei, das große Wacken Open Air! Viele Fragen konnten im Laufe des gut dreitägigen Spektakels zwar beantwortet werden, jedoch blieben auch einige Punkte bis dato immer noch geheimnisvoll ungeklärt.

Zum Beispiel die seit ein paar Jahren schon heimlich hinterrücks eingeschlichene Tradition, das der abschließende Festival Act jetzt immer entweder mittelalterlichen oder „komischen“ Geschlechts sein muss. Dabei ist gar nicht richtig zu sagen, was nun schlimmer ist. Der Metalminder würde sich wirklich sehr freuen, wenn der Onkel Tom (wahlweise auch Sodom) wieder das Ruder in die Hand nehmen, und die alte Tradition wieder aufleben lassen könnte. Nicht, dass wir irgendeine Band schlecht machen möchten, ganz gewiss nicht, aber trotzdem ist es vor lauter Flöten und Schalmei Klängen manchmal einfach zuviel des Guten. Der Abschluss für das größte Heavy Metal Festival der Welt sollte dementsprechend richtig Dampf erzeugen.

Zurück zum Ablauf des 18ten Wacken Festivals ist zu sagen, dass es nirgendwo sonst so einen immensen Zuspruch und Zulauf gibt, wie in diesem kleinen Dorf in Schleswig Holstein. Grandios gemeistert, der Hut kann erneut gezogen werden, die Dynastie kann sich nicht beklagen, die Kassen reich gefüllt. Es wird spannend werden nächstes Jahr.

Unsere Prognose von round about 100.000 Besuchern für 2008 wird aufmerksam beobachtet und eigentlich ist zu hoffen, dass uns dieser weitere Anstieg verschont bleibt. Größer, größer und irgendwann zu groß, so würde es wohl kommen. Bauer Trede, bitte lass Dein weiteres Land zum landwirtschaftlichen Zwecke weiter unberührt und genieße bis dahin den dörflichen Frieden in der Gemeinde Wacken! Alles Gute und wir sehen uns auf dem 19ten W:O:A – Rain Or Shine!

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