Wacken Open Air 2014

Unglaublich wie die Zeit vergeht. Dem Dorf Wacken und seinen Bewohnern wurde in diesem Jahr bereits das 25. Metalfestival rund um Vorgärten und Bauernhöfe beschert und auch als Besucher hat man bereits die 15. Runde gedreht. Auf uns trifft das zumindest zu und es war eine irrsinnige Entwicklung und eine enorme Explosion in Hinsicht auf Besucheraufkommen und Weite des Areals.

Es könnte durchaus zwischendrin etwas befremdlich wirken, kennt man den Vergleich zum Jahr 2000. Trotzdem ist das friedliche und international so begehrte Feeling geblieben, ein Lob an Fans und Veranstalter. In diesem Jahr hatte man zudem ein paar organisatorische und optische Veränderungen vorgenommen, um das Gelände besser zugänglich zu machen. Gewöhnungsbedürftig war aber die Bühnenoptik, etwas viel LED-Rummel-Break Dancer-Atmosphäre für unseren Geschmack. Das wirkt zu sehr Elektro, im nächsten Jahr lieber wieder Feuer und Flammen. Weitere Details zum WOA 2014 nun hier…

 

Donnerstag

Hammerfall

Eine launebringende Einführung in den jährlichen Festivalwahnsinn in Wacken ist mit ein bisschen melodiösem Powermetal, bevorzugt skandinavischer Herkunft, bereits eine Art Tradition. Hammerfall begeistern auch in diesem Jahr die Heerscharen und motivieren zu ordentlichen Gesangschören und schwenkenden Armen soweit das Auge hier reicht. Mit „Child Of The Damned“, „The Metal Age“ und „Hearts On Fire“ wird das Publikum animiert und das Festival läuft richtig rund. Besser kann die Stimmung eigentlich nicht sein. Zudem gibt es einen musikalischen Vorgeschmack auf das kommende Album zuhören.

Steel Panther

Die Meute rastete komplett aus und feierte ihre Helden bereits beim ersten Song so dermaßen ab, wie man es wirklich selten zu sehen bekommt. Und das auch wirklich wohl verdient, denn Steel Panther ließen es richtig krachen und bedienten jedes alte und neue 80er Hair Metal Klischee in ausufernder Weise. Sänger Michael Starr, Gitarrist Satchel, Schlagzeuger Stix Zadinia und besonders Bassist Lexxi Foxxx, der regelmäßig mit einem bezaubernden Püppchenspiegel sein Make Up kontrollierte und neuen Lip Gloss auftrug, stellten echte optische Highlights dar und boten, samt anzüglichen Texten und heftigst derbem Humor, ein explosives Feuerwerk der Geschmacklosigkeiten. Ja, es fehlte wahrhaftig nicht an unglaublichen Szenen. Und auch in musikalischer Hinsicht haben die kalifornischen Jungs alle Register gezogen, der Sound war großartig und auch die Coverversionen von Guns n` Roses „Sweet Child O Mine“ und Bon Jovis „You Give Love A Bad Name“ kamen unfassbar gut beim Publikum an. Das finale „Death To All But Metal“ brachte das Fass dann nochmals zum überlaufen und begeisterte auch den letzten Zweifler. Steel Panther ließen garantiert nichts anbrennen und boten eine Show, deren Spaßfaktor kaum zu überbieten sein dürfte. Mehr geht wirklich nicht! Spaßig schrill, schillernd bunt und extrem laut!

Saxon

Biff Byford, Tim Carter, Doug Scarratt, Paul Quinn und Nigel Glockler zogen ihre Sache professionell, kraftvoll und durchaus routiniert durch. Standesgemäß flatterten „Hammer Of The Gods“, „Never Surrender“, „Dogs Of War“ und „Rock The Nations” über die braune Matschwiese und ließen so manch eine fiese dunkle Welle gen Bühne schwappen. Die englischen Herren boten dem langjährigen Besucher eine schwungvolle Show, die zwar keine großartigen Überraschungen zu bieten hatte, aber dennoch durch astreine Qualität auf ganzer Linie überzeugte. Zeitlose Klassiker wie „Crusader“, „Denim & Leather“ und „Princess Of The Night“ erfassten halt auch nach etlichen Jahren den Spirit der Gemeinde und verkörperten den Heavy Metal in seiner reinsten Form der Darbietung. Schlicht und ergreifend: Einfach immer wieder gut!

 

Freitag

Children Of Bodom

Ein bisschen früh am Tage und mitten in der Sonnenglut müssen die Finnen um 18 Uhr das Publikum anheizen. Frontkeifer Alexi Laiho scheint in überaus guter Stimmung zu sein und somit fegt das gesamte Set konsequent spielerisch schneller als eigentlich vorgesehen aus den Boxen. Die Jungs haben an Fahrt aufgenommen die letzten Jahre und das ist deutlich zu hören. Ziemlich cool, macht richtig Laune und die Band in so guter Form zu sehen beruhigt. Vor ein paar Jahren noch waren Auftritte dabei, die eher nicht so überzeugten und wo auch die körperlichen Gebrechen und allgemeine Ausgelaugtheit deutlich sichtbar waren. Die ausgedehnte Auszeit in den Staaten scheint zu helfen. Auch optisch lehnt man sich hier gern an Vorbilder wie Mötley Crüe und Co. Die Setlist geht wie üblich quer durch alle Alben und umfasst natürlich Titel wie „Lake Bodom“, „Needled 24/7“, „Bodom Beach Terror“, „Hate Crew Deathroll“, „Hate Me!“ und und. Die typischen Anfälle von Clownerie bleiben auch nicht aus, so spielen die Jungs kurz ein paar Akkorde ihrer Landeskollegen Stratovarius an. Kaum angefangen und schon wieder vorbei war diese Show ziemlich gelungen aber leider irgendwie zu hell und sonnig, in zwei Jahren dann gern wieder so 21 Uhr rum, danke.

Motörhead

Also jetzt mal ehrlich, was zur Hölle soll man über Motörhead noch sagen? Lemmy Kilmister, Philip Campbell und Mikkey Dee sind immer noch die unübertroffenen Könige des Rock`n Roll und standen auch in diesem Wacken Jahr mal wieder ihren Fels in der Brandung. Der Platz war zum bersten gefüllt und ließ kaum am Urgestein vorbeikommen, der hämmernde Sound dröhnte ganz selbstverständlich über die Wiese, sorgte für immense Ansteckungsgefahr und verbreitete allseits ausgelassene Stimmung. „Iron Fist“, „Rock Out“, „Overkill“ und natürlich „Ace Of Spades“ segeln halt von Generation zu Generation und brachen auch diesmal alle Dämme. Auch der einsetzende Regen konnte der Stimmung nichts anhaben, und so zogen die Herren ihr Programm ungehindert und routiniert durch. Motörhead wurden gelassen gefeiert und hinterließen einen hohen Stimmungswert, der die Kulttruppe niemals müde erscheinen lässt. Was wäre das Wacken Open Air ohne Motörhead!

Slayer

Also spätestens hier hat die neue allumfassende LED-Beleuchtung der beiden Hauptbühnen Vollgas gefahren. Noch blinkender und blutroter geht wohl nicht. Eine wahrlich passend dampfende Höllenoptik begleitet den Auftritt von Slayer. Schon gewöhnungsbedürftig, irgendwie so technisch elektromäßig, wir finden das komisch. Gefällt eigentlich gar nicht und passt auch nicht zu Wacken. Die Band interessiert das natürlich null und so ballert es wie nicht anders verdient aus den Boxen, denn lauter geht wohl auch kaum. Da tut die neue sehr offene Festivalarea sicher auch einiges dafür, es kann sich einfach frei in alle Richtungen ausdröhnen. Generell ist festzustellen, dass es oftmals zu laut ist und das macht dann auch keine Freude mehr. Denn ob ich es jetzt auf `Zeltplatz kurz vorm nächsten Dorf` noch sehr gut hören kann muss jetzt auch nicht sein. Geht das so weiter, kann man nur noch das Ferne suchen, möchte man auch nach dem ersten Augustwochenende sein Gehör nutzen. Die Setlist von Slayer umfasst hier und heute Songs wie „Hell Awaits“, „Hate Worldwide“, „Captor Of Sin“, „Raining Blood“ und natürlich „South Of Heaven“ und „Angel Of Death“. Bei letzterem Titel wird zu Ehren des verstorbenen Jeff Hanneman der Bühnenhintergrund mit seinem Namen versehen, schon bitter und sehr emotional.

King Diamond

Endlich mal was Neues möchte man sagen. Ist man unter den langjährig treuen Gästen des WOA und kommt man länger als sagen wir, drei Jahre in Folge in das beschauliche Dorf, ummantelt einen dann doch die Ernüchterung, dass es sich leider so alle zwei Jahre fast identisch wiederholt. Dann hat man ziemlich schnell so ziemlich alles in manchmal fast der gleichen Reihenfolge schon einmal oder zweimal erlebt und gesehen. Umso größer die Freude auf King Diamond. Schon abgefahren und schräg, genau das richtige für zwischendurch. Die Präsenz auf der Bühne ist einfach irre, absolut sehenswert. Diese Psycho-Atmosphäre samt äußerst schrägen Ausrufen bzw. Vocals ist natürlich nicht für jeden was, aber um aus dem eingespielten Trott zu kommen oder vielleicht kurz vor Feierabend nochmal wach zu werden sicher nicht die schlechteste Option, wenn auch eine der schrägsten. Die ganze Show durchzuhalten ist da schon eine Leistung und wird zum größten Teil den richtig eingefleischten Fans überlassen, so zieht es zumindest aus, denn wahnsinnig überfüllt ist das Infield jetzt nicht.

A Pale Horse Named Death

Die Band um Sal Abruscato und Johnny Kelly sollte sich als waschechter Geheimtipp herauskristallisieren. Blitzschnell zogen sie das werte Publikum in ihren Bann und sorgten für 60 intensive Musikminuten, die völlig schnörkellos und ungekünstelt ins Publikum trafen. Die großartigen Songs des Debütalbums „And Hell Will Follow Me“ hatten nichts an ihrer Anmut eingebüßt und sollten sich nochmals zu einem wahrhaften Live Ereignis auftürmen. „To Die In Your Arms“, „Devil In The Closet“ und das treibende „Heroin Train“ stellten sich als magnetische Monster in den Raum, bevor es mit „As Black As My Heart“ bereits zum Höhepunkt kommen sollte. Das tragisch epische „Die Alone“ holte das Publikum dann wieder auf den Boden, bevor das Gaspedal mit „Bath In My Blood“ nochmals bis zum Anschlag durchgetreten wurde. A Pale Horse Named Death zeigten sich energiegeladen und souverän, völlig barrierefrei, äußerst entspannt und total unkompliziert. Ein durch und durch gelungener Abend! Was könnte schöner sein?

WASP

Die 80er Jahre Ikonen WASP wurden mit besonders großer Spannung erwartet. Fronter Blackie Lawless ist schließlich ein waschechter Rocker, der in der Vergangenheit mit so manch feiner Attitüde auf sich aufmerksam machte. Und nicht nur das, die Musik der Herren war immer grandios, fantastisch und absolut live tauglich. Und tatsächlich! WASP standen pünktlich auf der True Metal Stage, bewiesen Mut zum ausgefallenen Outfit und lieferten einen Hit nach dem Nächsten.

 

Samstag

Sodom

Sodom stehen für erstklassigen Thrash Metal der Superlative. Klassiker wie „Blasphemer“, „Wachturm“ und „Sodomy And Lust“ versprühen auch nach Jahren eine starke und fesselnde Kraft, die halt ganz typisch für die Band steht. Mit „Ausgebombt“, „The Saw Is The Law“ und “Outbreak Of Evil” neigte sich die Thrash-Attacke dem Ende. Der ganze Gig hätte etwas länger ausfallen können und auch so manch einen Patzer im Sound hätte man verhindern können, was aber im Großen und Ganzen nicht weiter zur Diskussion stand. Sodom gehören einfach zum Wacken Open Air wie kaum eine andere Band (ausgenommen natürlich Saxon und Motörhead) und gehören noch lange nicht zum alten Eisen, auch wenn die Jungs vielleicht so aussehen! Sorry!

Emperor

Black Metal mitten am Tage ist eigentlich ein No Go. Leider aber viel zu oft so eingeplant und vermutlich auch irgendwie mit Sinn behaftet, von wegen die kommerziell erfolgreichsten (teuersten) kommen dann später am Abend etc. Trotzdem geht der Charme gewisser Bands einfach dahin wenn sie nicht die richtige Atmosphäre nutzen können. Vielleicht einer der Gründe warum es bei Emperor am gefühlten frühen Morgen nur so mäßig viel Besuch gab. Total schade und absolut nicht verdient, immerhin stehen hier gerade 20 Jahre Jubiläum des Albums „In The Nightside Eclipse“ an. Grund genug für die Band, die Setlist auf diesen Geburtstag auszurichten.

Megadeth

Unglaublich. Schon wieder eine Neuheit hier auf legendärem Boden. Dave Mustaine mit Megadeth zu Gast in Schleswig Holstein. Ein schwieriger Charakter und der entsprechende Ruf machen die Freude umso größer, als es wirklich losgeht und die Band ihr Wacken-Debüt gibt. Kein Abbruch, kein spontanes Ausflippen oder ähnliches. Einfach geniale Musik und eine wahre Größe im Metalgeschäft, total super dieser Typ. Like. Was für ein Glück dass es damals diesen internen Krach gab und Dave lieber was Eigenes gestartet hat, was wäre uns abhanden gekommen. „Sweating Bullets“, „Skin O´ My Teeth“, „She-Wolf“, „Trust“, einfach mega. Total begeister immer wieder und es bleibt ja doch eher eine Seltenheit diese Band zu erleben. Mit „Symphony Of Destruction“ und „Peace Sells“ geht die Reise durch die Vergangenheit weiter und der Auftritt gefällt durchweg. Schön, Megadeth hier zu haben. Bis auf ein paar technical difficulties war alles prima. Vielen Dank Dave.

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