Wacken Open Air 2012

Donnerstag

Saxon

Saxon beschwörten auf der Black Stage mal wieder den „Heavy Metal Thunder“ herauf! Ob den noch einer gebraucht hat, sei zwar mal dahin gestellt, aber so waschechte Wacken Fans lassen sich ja bekanntlich von nichts und niemandem die gute Laune austreiben. Biff Byford, Tim Carter, Doug Scarratt, Paul Quinn und Nigel Glockler zogen ihre Sache jedenfalls wie immer professionell, kraftvoll und durchaus routiniert durch. Standesgemäß flatterten „Hammer Of The Gods“, „Never Surrender“, „Dogs Of War“ und „Rock The Nations” über die braune Matschwiese und ließen so manch eine fiese dunkle Welle gen Bühne schwappen. Die englischen Herren boten dem langjährigen Besucher eine schwungvolle 90minütige Show, die zwar keine großartigen Überraschungen zu bieten hatte, aber dennoch durch astreine Qualität auf ganzer Linie überzeugte. Zeitlose Klassiker wie „Crusader“, „Denim & Leather“ und „Princess Of The Night“ erfassten halt auch nach etlichen Jahren den Spirit der Gemeinde und verkörperten den Heavy Metal in seiner reinsten Form der Darbietung. Schlicht und ergreifend: Einfach immer wieder gut!

Volbeat

Dänische Power in Perfektion gab es mit Einbruch der Dunkelheit zu genießen. Volbeat ziehen schon seit Jahren an diversen Mitstreitern vorbei und der Erfolg sei ihnen durchaus gegönnt. Headliner-Status auf diversen Festivals in Europa und ihr ersten WOA vor unglaublichen Massen ist es ebenfalls nicht mehr. 90 Minuten lang dröhnte es von der Bühne und die Dänen kündigten nebenbei ein neues Album für 2013 an. Gerne werden auf Festivals die Gegebenheiten genutzt und Musikerkollegen für kurze Gastspektakel on stage begrüßt. Wie überaus passend, dass Mille Petrozza von Kreator gerade zugegen war und der Kollege von Napalm Death mit Namen Greenway sich ein paar Minuten aus dem Festivaltrubel lösen konnte. Ein wilder Haufen voller Verrückter, am Rocken was das Zeug hält. Ein wirklich dampfender Ausklang in den ersten Wacken-Abend.

Freitag

Opeth

Anspruchsvoll und ganz besonders hervorragend gestaltete sich der Auftritt der fantastischen Opeth. Eine Band, die in all den Jahren immer wieder für faustdicke Überraschungen sorgte und zu der es nur zwei Meinungen gibt, Love or Hate. In diesem Fall tendierten die meisten Geschmacksmenschen mit umfassender Begeisterung und versorgten die Herren um Mikael Åkerfeldt mit ausfallendem Applaus. Und auch Schwerenöter wie „The Devils Orchard“ oder „I Feel The Dark“ fanden eine zunehmende Hörerschaft und brachen schon nach kurzer Zeit heftig durch den einsetzenden Regen. Die Pioniere des außergewöhnlichen, einzigartig experimentellen Death Metal Sounds konnten sich wieder einmal durchsetzten und ließen tonnenschwere Brocken wie „Demon Of The Fall“, „The Grand Conjuration“ und „Deliverance“ fast federleicht über das Land ziehen. Opeth gaben sich konsequent, ehrlich und voll enthusiastischer Spannung, die sich vollkommen auf das Publikum übertrug und auch böse Zungen rasend schnell zur Raison brachte. Ganz großes Kino!

Moonspell

Verdammt noch eins! Den grandiosen, allen Zeiten trotzenden Moonspell einen Platz im Zirkuszelt zu verpassen, ja das grenzt ja schon fast an Blasphemie! Schämt euch, aber wirklich! Und als wenn das nicht alles schon schlimm genug gewesen wäre, gab es praktisch nicht die leiseste Möglichkeit unbeschadet den Weg zu dieser monströs anmutenden Schweißplane zu bewältigen. Nun gut, Fernando und Co fanden sich kompromisslos in der Situation zurecht und lieferten eine gewohnt fantastische Show ab, die von einem kleinen Orchester und zwei Sängerinnen vervollständigt wurde. Und was soll man noch sagen? Songs wie „Axis Mundi“ und „Alpha Noir“ steigerten die Kraft ins Unermessliche und bestachen schon vor Ort durch echtes Kultpotential .Und auch die zeitlosen Klassiker wie „Opium“ „Wolfshade“ und „Vampiria“ konnten nur noch durch das magnetische „Full Moon Madness“ übertroffen werden.

Dimmu Borgir

Endlich Black Metal. Stehen die Norweger auf der Bühne, zieht es einen einfach dort hin. Für Dimmu Borgir ist es fast schon Routine, auf dem Wacken Open Air ihre Show aufzuführen. Über die Jahre haben sie sich von den kleinen Bühnen über die mittleren bis hin zum absoluten Headliner gemausert. Seit den 90ern nahezu dauerhaft präsent schaffen sie es immer wieder aufs Neue, den Nerv der Zeit zu treffen und sich musikalisch zu entwickeln. In diesem Jahr standen sie das erste Mal mit Orchester und großem Chor auf der Bühne. Und was war? Es hat richtig umgehauen! Nicht dass sie orchestrale Begleitung nötig hätten um auf sich aufmerksam zu machen, dennoch war dieser Auftritt einer der Höhepunkte. Der Kontrast zwischen den tadellosen Anzügen und Kleidern der Klassik-Musikanten und den üblichen Outfits der Band selbst war schon ziemlich sympathisch. Auch fühlte sich der ein oder andere Musiker mal unbeobachtet und ging ganz in den harten Klängen der Band auf, dies war zu erkennen an kurzzeitigen Grinsegesichtern und Headbanging in angestrengt unauffälliger Form. Herrlich. Das treibt auch dem Zuschauer ein Schmunzeln ins Gesicht. Nicht nur diese besondere Komposition machte Dimmu zum Highlight, vielleicht auch die Tatsache, dass die Bands aus der Black Metal Sparte ein wenig zu kurz kamen, Cradle Of Filth wären da wohl nur noch erwähnenswert, und die hatten die wohl mieseste Spielzeit für ihre Darbietung bekommen. In dieser Hinsicht konnten Dimmu Borgir aus dem Vollen schöpfen und sich der Dunkelheit des Abends bedienen. Perfekt! Und viel zu schnell vorbei!! Ach wenn doch noch Immortal da gewesen wären, das hätte eine schöne skandinavische Note gegeben. Also bitte 2013!

In Flames

Auch In Flames waren dieses Jahr zum gefühlten 30sten Auftritt zum Wacken Open Air gereist. Beinahe alle zwei Jahre gibt es die Schweden hier auf die Ohren und es ist jedes Mal ein Ereignis. Nun, besonders ist auf jeden Fall die immer größer werdende Fanbase, die sich zum Showauftakt versammelt, jünger wird das Publikum auch, und die Inszenierung der Band selbst wird auch von Jahr zu Jahr aufwendiger. In diesem Jahr putzen sich die Schweden ganz besonders heraus. Schick in Hemd mit Kragen und teils auch beschlipst freute sich vor allem Frontmann Anders über den gigantisch abfeiernden Menschenteppich vor seinen Augen. Im Hintergrund gaben sie die wohl aufwendigste Lichtshow samt endlosen Projektionen zum Besten. Das wirkt in jedem Fall sehr eindrucksvoll auf den Besucher, war aber vielleicht ein wenig zu abseits des eigentlichen Ereignisses. Solche Begleitungen können natürlich noch einen drauf setzen, aber In Flames sind auch pur und elegant eine Größe ihres Genres! Wir sind gespannt was uns beim nächsten WOA, dann wohl 2014, in dieser Hinsicht erwartet.

Samstag

Axel Rudi Pell

Der Axel, der Rudi, der Pell! Ich kann das einfach nicht lassen, es ist einfach zu schön. Und ganz genau so sahen das auch sehr viele weitere Besucher des ultimativen Metal Open Airs. Das Ruhrpott Original gehört einfach dazu, damals genau wie heute, ohne Ausnahme. Und so gab sich auch im diesem Jahr Herr Pell wieder einmal die Ehre und beschallte die heiligen Wiesen mit dem zeitlosen Sound der Freiheit. Stücke wie „Ghost In The Black“, „Strong As A Rock“ und „The Masquerade Ball“ wurden schon fast frenetisch abgefeiert und zollten Johnny Gioelis großartigem Gesang wahrhaft Tribut. Ja, an diesem wunderbaren Samstagvormittag fehlte wirklich kein Luftgitarre spielender Irre vor der Bühne. Mit „Mystica“, „Circle Of The Oath“ und dem allseits beliebten Gassenhauer „Tear Down The Walls“ blieben keine Wünsche offen und Axel Rudi Pell bescherte dem Wacken Open Air 2012 ein weiteres Highlight!

Cradle Of Filth

Hach ja, endlich mal wieder Black Metal in strahlendem Sonnenschein, wie sehr dieser Augenblick doch von allen hartgesottenen Finsterlingen sehnlichst herbeigesehnt wurde. Nun denn, aller Ironie zum Trotz ließen Dani Filth und seine Kollegen die Bretter ordentlich wackeln und zauberten mit markerschütternden Kreischeinlagen ein wahres Black Metal Freudenfest, das schrill und spontan einen ganzen Haufen von begeisterten Fans den Schlamm vergessen ließ. Giftige Schlangen wie „Humana Inspired To Nightmare“, „Tragic Kingdom“, „Lilith Immaculate” und das zeitlos gute “Nymphetamine“ wurden erstklassig dargeboten und sollten auch im Nachhinein für eine dicke Portion Anerkennung sorgen. Und auch „Cruelty Brought Thee Orchids“ und das bombastische „From the Cradle to Enslave” straften alle Gegner Lügen und zeigten Cradle Of Filth in einem besonders starkem Licht. Die Fans sogen die mystische Prahlerei geradezu in sich auf und forderten Lautstark nach einer, leider ausbleibenden, Zugabe. Ohne Wenn und Aber, die schwarz gewandeten Kollegen sorgten für ein abwechslungsreiches und graziles Ereignis, das sich eindeutig vom Rest der Masse abhob und für durchweg spannende Momente sorgte.

The Scorpions

Wir waren zugegeben sehr gespannt was uns da nun erwarten würde. Irgendwie ist diese Band bislang an uns vorbeigehuscht. Und dann, waren sie da. Au weia!! Kurzes Brainstorming nach fünf bis zehn Minuten und wir kamen auf einen gemeinsamen Nenner: ist ja grausam, ich hör nix!!, hörst du was?, wie klingt das denn?!!, ist das jetzt deren ernst? Toll. Und dafür steht man nun in 35 cm schmadderigem Schlamm, festgesaugt am heiligen Grund des Heavy Metal. Nun gut, durchhalten war also angesagt. Am bereits schon stockdusteren Himmel waren zudem noch viel schwärzere Wolken zu sichten, aus denen es dann auch pünktlich anfing zu blitzen und im Anschluss daran schüttete es wie aus Eimern, Rieseneimern. Irgendwie schade und befreiend zugleich, die Band störte sich aber nicht daran und zog ihre Show gnadenlos durch. Viele Fans harrten aus und freuten sich, ihre Idole mitten im Unwetter genießen zu können. Die eher vorsichtigen und schreckhaften Wesen zogen sich ein wenig aus der Front zurück und begaben sich in sicheres Terrain. Vermutlich hatten wir eine ungünstige Schlammstelle erwischt und der Sound kam bei uns nicht so an wie eigentlich gewollt. Diesen Kompromiss könnte man vielleicht eingehen. Das war es dann, die allerallerallerletze Show der Rockgröße auf einem heimischen Open Air Festival!

Machine Head

Die unflätigen Machine `Fuckin Head sollten gen Feierabend noch einmal so richtig auf die Bretter klopfen. Regen, Schlamm und Kälte hin oder her, die Jungs zündeten ein mächtiges Lichterfest ab und stellten ihre aktuelle Scheibe „Unto The Locust“ in den Vordergrund, was allen Erwartungen entsprach und für rasende Beifallstürme sorgte. Ob nun bei „I Am Hell“, „Old“, „Imperium“ oder dem diabolischen „Locust“, Rob Flynn und seine Mannen konnten auf ganzer Linie mitreißen und versprühten eine unvergleichbare Energie, die nur durch eine deftige Portion Aggression und dem entsprechend heftiger Lautstärke überboten werden sollte. Und auch „This Is The End“, „Halo“ und „Davidian“ dröhnten massiv über das Gelände und vertrieben auch die letzte Müdigkeit aus den strapazierten Häuptern.

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