Marilyn Manson „Eat Me, Drink Me“

mm_eat_me`Ich komme zurück um den roten Teppich zu saugen!` So, oder so ähnlich kündigte sich Marilyn Manson noch vor einigen Monaten an. Und mit dieser Aussage sollte er tatsächlich recht behalten – der Meister und Begründer etlicher Schienen im Musikgeschäft ist zurück, um die stellenweise immense Verschmutzung durch unnötige und teilweise gnadenlos überschätzte Emo-Trend-Bands zu beseitigen. Mit dem psychedelischen „If I Was Your Vampire“ wird der sechste Akt der Manson Aufführung eingeläutet um dann mit dem eingängigen „Putting Holes In Happiness“ fortzufahren.

Das bisher ruhigste Album zieht seine Kreise, vorbei die Zeit von Aggression und Trotzigkeit, so scheint es. Fast schon ein Hauch von Mainstream dringt hier und da durch und trotzdem bleibt die Scheibe durchweg kreativ und besonders. Es steckt wie immer mehr dahinter, als wahrzunehmen ist. Wie auch auf den vorangegangenen Alben, kompensiert der Titaltrack alles nur Mögliche und intensiviert Schwermütigkeit, Tragik und Drama. Der pure Tropfen Manson-Elixiers fließt gemächlich über Seele und es ist, als würde sich das Innere öffnen um Teil dieser Reise werden zu können.

Das leise, schleppende Leiden des Biestes, verzerrt Laute von sich gebend, verbirgt sich im Hintergrund von „Eat Me, Drink Me“. Bekannt von Liedern wie „Sweet Dreams“ oder „Antichrist Superstar“ und sogar „mOBSCENE“ trägt ein gewisses Monster in sich, ist dies schon seit langem ein charakteristisches Erkennungsmerkmal. Im Gesamten der 1998 erschienenen Platte „Mechanical Animals“ nicht unähnlich, nur ohne optische Umstrukturierung in Outfit und Message, weisen Songs wie „Mutilation Is The Most Sincere Form Of Flattery“ und „You And Me And The Devil Makes 3“ klare Parallelen zu „The Golden Age Of Grotesque“ auf, die durch die typischen Ginger Fish Drum Parts zum Ausdruck kommen. Es fehlt jedoch an Krachern, der einen wütenden, auf den Boden stampfenden Manson zeigt.

Tracks nach dem Schema von „Beautiful People“, „Fight Song“, „Disposable Teens“, „mOBSCENE“ oder „This Is The New Shit“ sind hier einfach nicht zu finden. Auch das Spielen mit der Stimme, das gezielt böse Hörspiel der Stimmbänder, die Hoch- und Tiefpunkte der einzelnen Songs wie es zum Beispiel „The Golden Age Of Grotesque“ ganz klar aufweist, sind dieses Mal bedenklich abhanden gekommen. Der selbst zugegebene Identitätsverlust des Reverend Manson scheint einen Kratzer auf Leib und Seele hinterlassen und sein kreatives Schaffen erheblich beeinflusst zu haben. Manchmal denke ich schweren Herzens an die alte Besetzung inklusive Twiggy Ramirez alias Jeordie White zurück, dessen Abwesenheit leider nach wie vor hörbar ist, denn in Zeiten seiner Mitarbeit entstanden wohl die größten Manson Songs.

Nichtsdestotrotz hat er hier Geschichte geschrieben, ist derzeit mit MM-„Ziehvater“ Trent Reznor samt Kapelle Nine Inch Nails erfolgreich unterwegs und die Neuauflage mit Tim Skold am Bass klingt ausgewogen und qualitativ hochwertig, wenn auch ganz anders. Für eingefleischte und anspruchsvoll gebliebene MM Fans ist es allerdings etwas schwierig, den nicht mehr ganz neuen Neuzugang als zweiten Kopf der Band anzunehmen und es bleibt in jedem Fall zu hoffen, dass Mr. Manson himself das Ruder nicht zu oft aus den Händen gibt. Alles in Allem ist dennoch zu bemerken, dass sich „Eat Me, Drink Me“ als ein Meisterwerk, welches wundervoll melodisch und an Qualität wieder kaum zu übertreffen ist, in das Schock Rocker Drehbuch einfügt. Leute, Freunde, Metalfans und Musikerkollegen – hier gilt es sich eine dicke Scheibe abzuschneiden, kaufen bitte!

8/10

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