HIM „Venus Doom“

him_coverDoom! Wörtlich übersetzt soviel wie Schicksal, Geschick, Verhängnis, gerne auch verurteilen oder verdammen! In der Musik vorwiegend mit Doom Metal in Verbindung zu bringen, wobei sich dort eine kennzeichnende Überladung an schweren Tönen und tiefen Vocals als besonders markant abzeichnet. Anders genutzt und in Kombination mit Weltuntergangsprognosen und Ausrufen a la „Judge Me!“ kann jedoch ebenso eine Brücke zu unser aller „Prophet Of Doom“ alias Brooklyn-Peter geschlagen werden.

„Doom“ an sich findet also die verschiedensten Verwendungen. Was sich allerdings hinter der Zusammenstellung „Venus Doom“ verbirgt, lässt eine Konfrontation mit dem neuen, sechsten Studioalbum der Düster-Oldies um und mit Ville Hermanni Valo nicht aus. Nach dem eher fröhlichen und leicht kränklichen Album „Dark Light“, samt dem wohl fiesesten Titeltrack ever, waren schon vor dem Erstdurchlauf des neuen Werkes diverse Messlatten höher gestellt worden.

Schon zu Beginn wird hier eine deutliche Portion „Dröhnen“ an den Tag gelegt und das ganze Brimborium somit stark tatverdächtig. Der Hintergrund scheint ausgeklügelt und wirkt äußerst wohltuend. Opener „Venus Doom“ zieht gewaltig an und auch im zweiten Streich „Love In Cold Blood“ kann sich der angestrebte Sound & Groove durchaus sehen lassen und besticht durch markant typisch Valo´sche Vocals! Der Gesamteindruck schon jetzt erwachsener, anspruchsvoll und sogar komplexer, denn zu mancher HIM-Hit-Periode.

Neben den unzähligen Jugendlichen, die es derzeit in die große weite Musikwelt treibt, zementieren sich die alten Hasen ihre Fußstapfen erneut fest ein und geben nach wie vor das Steinchen ins Rollen. „The Kiss Of Dawn“ als hartnäckiger Ohrwurm, „Bleed Well“ als fantastischer, nahezu perfekter Ansatz um die Gitarre einmal so richtig rotieren zu lassen und „Cyanide Sun“ als scheinbare Fortsetzung beziehungsweise Anknüpfung an „Play Dead“ vom „Dark Light“ Rundling. Beim letzteren ist die Ähnlichkeit kaum unbemerkt zu wissen und überhaupt ist die gelegentliche Wirkung von „Venus Doom“ sehr vertraut.

Ein Glanzstück und Medaillon von Musikalität und Tiefgründigkeit, einfach pure Musik für Körper und Geist. Das jüngste Werk birgt Höhepunkte und Erfahrung, kommt jedoch im kleinsten Detail an manche Nummern von z. B. „Love Metal“ nicht ganz heran. Einen Song gilt es dennoch bevorzugt hervorzuheben, denn mit dem zehnminütigen „Sleepwalking Past Hope“ brechen die Finnen alle Regeln und ziehen gleichermaßen alle Register zum absoluten „WOW“!

Mit ständig wechselnden Songstrukturen und sich abwechselnden Sequenzen, die es in sich haben, erfährt das zuhörende Wahrnehmungsorgan meisterhaften Genuss. Die hier besonders vorgreifenden mehrschichtigen Gesangsspuren machen die Sache rund, Ville im Duett mit sich selbst immer einzigartig und grandios. Gegen Ende diesen Schwergewichts ein kleiner Hauch Orient…

Im Querschnitt gibt es auf „Venus Doom“ mehr musikalisch instrumentale, intensive Parts denn je, der Prüfung in punkto „Doom“ haben sich die Finnen dementsprechend erfolgreich gestellt! Nur finde ich es dennoch schade, dass uns der richtig wahre HIM Donner immer erst Live On Stage beschert wird, und nicht schon die Alben das Gitarren Gewitter in die Welt entlassen. Aber nun denn! Doom On!!!

9/10

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