Waldrock 2008

Im Juli diesen Jahres besuchte die Metalminder Crew das Waldrock Festival in Holland. Wir erlebten eine stressfreie Anreise und konnten uns ohne große Verzögerungen auf dem Festivalgelände ein Bild über die Location machen.

Der Platz war schon mittags gut besucht und bot mit drei Bühnen ein abwechslungsreiches Programm. Von anständigem Hard Rock und Power Metal, über jede Menge krachenden Death Metal bis hin zu rockig alternativen Klängen, war wohl für jeden Geschmack etwas dabei.

Und sogar die Schafherde auf der benachbarten Wiese schien gefallen am bunten Treiben zu haben.

Rose Tattoo

Seit unglaublichen 31 Jahren rasen die australischen Hard Rock Veteranen Rose Tattoo durch das weltliche Musikgeschehen. In ihrer Heimat gern als „kleine“ AC/DC betitelt, geben Rose Tattoo auch europaweit Vollgas und belehren alle Rockerherzen eines Besseren. Als ständige Begleiter auf zahlreichen Open Airs sorgten sie auch auf dem diesjährigen Waldrock Festival für gute Laune und Old School Party Feeling.

Der bis dato erste und einzige Sänger Gary „Angry“ Andersson verbreitete mit seiner markanten Stimme von Beginn an Rock N Roll Atmosphäre bis zum Umfallen. Die Setlist war gespickt mit Bandklassikern wie „Man About Town“, „Rock N Roll Outlaw“, „Rock N Roll Is King“ und „Once In A Lifetime“, sowie „The Butcher And Fast Eddy”. Vor der Main Stage war es für die mittägliche Aufwärmphase jedenfalls gut besucht und Rose Tattoo bestachen durch absolut reife Spielfreude und mit gekonnter Publikumsinteraktion.

Die Jungs kamen einfach ehrlich und sympathisch rüber, der australische Charme war unverkennbar und förmlich greifbar. Von Altersschwäche konnte hier jedenfalls nicht die Rede sein, Rose Tattoo werden wohl noch lange auf den Bühnen dieser Welt unterwegs sein, und das ist auch gut so!

Death Angel

Die ersten “Angel“ des Tages tobten wie sie es brauchten über die Tent Stage. Death Angel immer einen Besuch wert, lieferten ihre gewohnt treibende, mitreißende Show ab, die jedes Mal wieder enorme Energien freisetzt und somit einfach tierische Laune bereitet. Wirbelwind und Frontshouter Mark auf der Bühne kaum zu halten, sprühte die Setlist nur so um sich und die Spielzeit schien förmlich dahinzuschwinden. Die Tent Stage verdient sich an dieser Stelle übrigens einmal ihr ganz eigenes Lob. Danke, liebe Zirkuszelt-Bühne, du bist doch tatsächlich der erste deiner Sorte, der wirklich gut funktioniert und noch dazu einen sensationell guten Sound zu halten vermag! Jawohl! Leute, fahrt zum Waldrock, bitte! Und nicht nur Death Angel samt Fans hatten im Metal-Zirkus ihre Freude!

Morbid Angel

Am späten Nachmittag war es dann endlich soweit! Die Könige des Death Metal Morbid Angel sollten die Tent Stage einnehmen. Zuerst betraten Gitarrist und Neuzugang Thor Anders Myhren (Destructhor), Gitarrist Trey Azagthoth und Schlagzeuger Pete Sandoval die Bühne. Und als letzter, so wie es sich für einen anständigen Rockstar gehört, der ebenso charismatische wie umstrittene Frontmann David Vincent.

Verpackt in schwarzes Leder und jenes unumgängliche Latexoberteil (mit Pentagramm auf der Brust), bot sich ein gewohntes, wie auch etwas unfreiwillig komisches Bild, da Mister Vincent anscheinend mal wieder etwas mit dem Toupieren übertrieben hatte. Aber na ja, das Image ist halt wichtig. Viel interessanter war für die meisten Fans die beeindruckende Live Performance von Morbid Angel.

Der Platz in und um die Tent Stage war jedenfalls überbevölkert und geprägt von erbarmungslos feiernden Metalheads. Denn welcher Death Metal Anhänger schwelgt nicht in Extase bei Klassikern wie „Maze Of Torment“, „Where The Slime Lives“ oder „Immortal Rites“? Ein Überflieger jagte den nächsten.

Die kräftigen und ultrabösen Vocals von Evil D ließen einem kalte Schauer über den Rücken laufen und konnten das Publikum durchgehend mitreißen. Natürlich durften auch „Rapture“, „Sworn To The Black“, „Blasphemy“ und „Pain Divine“ nicht fehlen, womit das Death Metal Fest zu einem wahren Monster wurde. Der Sound flog geradezu bombastisch aus den Boxen, und so wurde auch der neue Song namens „Nevermore“ zu einem echten Einheizer.

Leider war die Zeit viel zu schnell vorbei und Morbid Angel ließen ihr Set mit einem nachhaltigen „God Of Emptiness“ ausklingen. Ob nun jenseits von Gut und Böse, oder wie auch immer. Mr. David Vincent und seine Mannen machten sprachlos und überzeugten auf ganzer Linie. Noch mehr geht einfach nicht!!

Biohazard

Ganz gegensätzlich als eben noch auf der Tent Stage bei Morbid Angel, gestaltete sich dann das Programm auf der Main Stage. Die Hardcore Crossover Formation Biohazard aus Brooklyn/New York gestaltete mit ihrem Sound einen krassen Gegensatz zum vorherigen Geschehen. Vielleicht etwas zu sehr sogar. Denn der Platz vor der Bühne war zwar gut besucht (was auch an den Getränkeständen gelegen haben könnte), dennoch sahen die Gesichter der meisten Anwesenden eher leicht irritiert aus. Die vierköpfige Combo versuchte mit ihrem ganz eigenen Stil zu punkten, was leider nur mäßig gelang. Die ständigen Kraftausdrücke und jenes aggressive Auftreten gehören zwar zum Hardcore, hinterließen aber größtenteils genervte Gesichter.

Sicherlich haben Biohazard sich eine ansehnliche Fangemeinde zusammengespielt, aber dennoch klang alles müde und altbacken, einfach zahnlos. Auch der Biohazard Klassiker „Punishment“ konnte nur bei eingefleischten Fans für Furore sorgen. Die 80er sind halt schon lange passé und bedürfen, in dem Bereich, auch definitiv keine Wiederbelebung. Manche Sounds sind halt für die Ewigkeit gemacht und andere wiederum sollten getrost eingemottet werden. Die Biogefährdung gehört mittlerweile leider in die Mottenkiste!

Life Of Agony

Und noch mehr zum Thema alternative Musik aus den Staaten. Mit Life Of Agony gesellte sich eine weitere Band aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn zur diesjährigen illustren Musikerschar hinzu. Ende der 80er Jahre von Keith Caputo, JoeyZ und Alan Robert gegründet, komplettiert durch den ehemaligen Type O Negative Schlagzeuger Sal Abruscato.

Das Debütalbum „River Runs Red“, welches von Type O Keyboard Genie Josh Silver produziert wurde, verhalf den Großstadtkindern damals zu einem genialen Karrierestart. Nach Trennung und Wiedervereinigung sind Life Of Agony wieder präsent und zeigten auch schon im vergangenen Jahr, dass sie noch lange nicht am Ende sind.

Life Of Agony zeigten sich auch auf dem Waldrock Festival von ihrer Schokoladenseite. Mit grollenden Bässen, donnernden Gitarren und dem unverwechselbaren Gesang von Frontsympath Keith Caputo, welcher auch diesmal nur so vor Leidenschaft und Energie sprühte. Das Publikum war gefesselt und ließ sich nur allzu gern einwickeln.

Die extrem gute Stimmung hielt während des gesamten Auftritts an, und so wurden Klassiker wie „Love To Let You Down“, „Through And Through“ und natürlich „Weeds“ gebührend angenommen. Hier zeigte sich einmal mehr, dass die Töne nicht einfach nur hart sein müssen, sondern hauptsächlich ehrlich und besitzergreifend. So geschehen auf dem diesjährigen Waldrock. Life Of Agony berauschten mit großartigem Sound und Caputos Extravaganz, wie dem gewagten Sprung in die Massen. Die Band verausgabte sich komplett und ließ alle Anwesenden mit einem Strahlen im Gesicht zurück.

Lordi

Manege frei! Die Showeinlage / Theater- äh… Musicalaufführung unser aller Lieblings Finnen-Monster kam zwar mit kurzer Verspätung um die Ecke, an der Professionalität der Bande hinterließ dies jedoch keine Spuren. Wer an diesem Abend das Vergnügen hatte, Lordi das erste Mal Live & wahrhaftig zu erblicken, dürfte zufrieden gestellt und positiv erleuchtet gewesen sein.

Ist man jedoch schon vorher, im schlimmsten Fall sogar mehrfach, in den Genuss gekommen, eine Lordi Performance zu erleben, fing es nach den ersten paar Songs leider und schade, schade – ein wenig an zu langweilen.

Ganz klar ist Aufmachung, Image und Umsetzung von Mr. Lordi samt Anhang großes Kino und enormer Aufwand, ebenso ist die musikalische Darbietung stets einwandfrei und groovy obendrein – aber: das kenn ich schon!!

Seit ihrem Hardrock Halleluja beim „Oh mein Gott, die haben das echt gewonnen“ Eurovision Songcontest ist dann auch musikalisch nicht mehr soviel passiert. Ihre bisherigen Alben alle super, und trotzdem immer treu die Hard Rock Linie verfolgend.

Ich mag Lordi, aber ich brauch auch mal was Neues! *schmatz*

Queensryche

Was gibt es über die fantastischen Queensryche noch zu erzählen?! Wer die amerikanischen Progressive Metal Götter noch nicht live erleben durfte, sollte dieses schnellstmöglich nachholen. Mit ihrer Kultscheibe „Operation Mindcrime“ haben sie einen Meilenstein der Musikgeschichte geschrieben und zählen wohl zu den einflussreichsten Bands überhaupt. Fast jeder Musiker zählt „Operation Mindcrime“ zu den besten Alben aller Zeiten, also absolutes Pflichtprogramm. Auch auf dem Waldrock Gelände warteten die Fans auf einen glanzvollen Auftritt, der Platz war gerappelt voll und Spannung lag in der Luft.

Dann endlich kamen Queensryche auf die Bühne, mit Hits wie „Walk In The Shadows“ und „The Whisper“ wurde dann auch ordentlich losgelegt, bis es anfing zu regnen und der Strom ausfiel. Ja, der Saft war am Ende und Geoff Tate stürmte wutentbrannt von der Bühne.

Nach ca. 10 Minuten Pause legten Queensryche, dann aber in alter Frische, wieder los und der Operation Waldrock stand nichts mehr im Wege.

Das Konzert bot jede Menge Fläche für große Erwartungen, welche gänzlich erfüllt wurden und keine Wünsche offen ließen. Die schnelleren Stücke, ebenso wie die typischen Balladen, wurden begeistert aufgenommen und vom Publikum sichtlich genossen.

Spätestens bei „The Lady Wore Black”, „Silent Lucidity” und „I Don`t Believe In Love” gab es kein Halten mehr und auch Sänger Geoff Tate war nach dem anfänglichen Ärgernis zu Hochform aufgelaufen. Queensryche bildeten ein absolutes Highlight auf dem Waldrock Festival. Operation Holland geglückt!

Slayer

„Slayer!!!“

Warum brüllt man das eigentlich überall auf dieser Welt durch die Gegend? Hä? Nicht fragen, mitmachen ist die Devise! Seit diesem unglaublich egalen Slayer Live Auftritt vom W:O:A 2003 nicht so wirklich im Sog mitgerissen, sollten sich an diesem legendären Waldrock Samstag nun die Dinge ändern.

Nach einem schon enorm reichlichen und größenwahnsinnigen Line-Up (bedenkt man diese kleine Gemütlichkeit des Festivals), krönten und thronten nun die einzig wahren, oft kopierten und niemals erreichten Götter von Slayer über dem ländlichen, friedlich angeseuselten Publikum.

Gänsehaut schon allein vom Scheinwerferlicht, so begann die Stunde aller Stunden. Noch mehr Kribbeln dann beim Ertönen der ersten Takte und Erblicken der eindrucksvollen Gestalten on stage. Oh man, ich will ein Foto mit Kerry King!!

Das monströse Metal Gewitter ließ die gesamte Wiese erzittern, das Beben des Todes könnte man meinen. Ihr Schafe aus der Nachbarschaft, macht euch auf was gefasst! Ich war schon nach den ersten 5 Minuten mit allem einverstanden, kompromisslos ergeben, Slayer forever! Ich freu mich schon auf nächstes Jahr Frankfurt, hö! Und auch schön – Frontriese Tom Araya trägt sich selbst auf der Brust! „Slayyyer!!!“ Songtechnisch ist mal wieder alles dabei gewesen was man sich hätte vorstellen können.

Ach ja, ich biete übrigens 50,- Euro für so ´ne original 300 Kilo Kerry King Panzerkette von seiner Hose! Wer bietet mehr??

FAZIT

Frei nach dem Motto `klein, aber fein` fand das Waldrock Festival nun schon zum 21ten Mal statt. Round about 10.000 Besucher gaben dem Ganzen ein wunderbar familiäres Flair und sorgten für friedliche Stimmung jenseits der überlaufenen Mainstream Open Airs. Das gesamte Gelände war überschaubar und man musste keine weiten Wege zurücklegen. Die ländliche Umgebung war durchaus angenehm und das Line Up ließ nun wirklich keine Wünsche offen. Insgesamt hat sich der Weg ins Nachbarland wirklich gelohnt, und sei jedem Metalhead wärmstens ans Herz gelegt.

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