Wacken Open Air 2011

Und ein weiteres Mal hieß es Herzlich Willkommen in Wacken, zufällig findet gerade das größte Heavy Metal Festival der Welt hier statt, überaus praktisch. Schön ist es wieder hier zu sein, ist dieses kleine gemütliche Dorf doch regelrecht Familie geworden könnte man sagen. Seit unglaublichen 12 Jahren zieht es uns hier her und keiner kann es uns ausreden, es wurde oft versucht doch niemals geschafft! Schon zu Beginn gleich ein kleines Ärgernis, Bülent Ceylan knapp verpasst, einzig die tobenden und gröhlenden Massen haben wir noch gehört. Vielleicht klappt das beim nächsten Mal besser, wir werden sehen. Erlebnisreich war dagegen der Flug im Jägermeister Hochsitz, perfekter Ausblick bei gefühlter Windstärke 80 – das muss in jedem Fall wiederholt werden. Hier nun unser Rückblick auf das W:O:A 2011!

DONNERSTAG

HELLOWEEN

An die letzte hier erlebte Helloween Performance kann ich mich noch gut erinnern. Es hatte nicht so wirklich begeistert und die aufdringlichen und niemals enden wollenden Ansagen seitens der Band waren einfach nur blöde. Dieses Mal stand der gesamte Showauftakt schon in keinem Guten Licht, Stromausfall nach einigen Sekunden. Hmm….verflucht scheint diese Kombi, Helloween & Wacken. Nachdem sich die Technik wieder erholt hatte ging es aber auch nicht sooo berauschend weiter. Wahre Fans kann ja nichts erschüttern, jedoch konnte man einen neutralen Beobachter hier leider wieder nicht vollends begeistern.

BLIND GUARDIAN

Die nächsten einheimischen Giganten standen parat. Blind Guardian seit wer weiß wie vielen Jahren hemmungslos gefeiert sorgten schonmal für den kleinen Auftakt der „Night To Remember“. Gemeinsam mit den ohrenbetäubend laut mitsingenden Scharen sorgte diese Show für wahre Gänsehaut. Das scheint eine ganz spezielle Art der Verbundenheit zwischen Band und Fans zu sein, total irre und extrem beeindruckend. Da kommt man auch als mittelmäßiger Fan dieser Klänge ins Staunen. Songs wie „Lord Of The Rings“, „Imaginations From The Other Side“ und natürlich „The Bard`s Song – In The Forest” einwandfrei präsentiert, ein Spaß für diesen Abend, aber gleich kommt Ozzy und das wird echt spannend!!

OZZY OSBOURNE

Endlich, endlich, endlich! „Let the madness beginn!“ Der selbsternannte Prince Of Motherfucking Darkness bereicherte die heiligen, holsteinischen Wiesen mit seiner Anwesenheit! Was für eine Ehre! Im Vorfeld gab es natürlich erstmal die obligatorischen Diskussionen über des Meisters Gesundheitszustand und seine zu erwartenden Live Qualitäten. Aber alles hin und her sollte an diesem hübschen Donnerstagabend im Keim erstickt werden, denn Ozzy gab sein Bestes, fesselte mit überragender Bühnenpräsenz und mächtig viel Spass an der Sache. Und wenn auch so manch ein Ton seinen Weg nicht ganz perfekt den Weg ins Mikro fand, so sei es ihm verziehen, denn der fantastischen Stimmung tat das keinen Abbruch. Klassiker wie „Bark At The Moon“ oder „Mr. Crowley“ schallten ergreifend über das Gelände, und auch Sabbath Highlights wie „Iron Man“ oder das ewig zeitlose „Paranoid“ wurden gebührend abgefeiert. Ozzy Osbourne hatte alle Fans fest im Griff, sicherte sich den gebührenden Respekt und hinterließ eine absolut begeisterte Meute, die diesen Auftritt sicherlich in guter Erinnerung behalten wird.

FREITAG

PUSSY SISTER

Irgendwo am Freitagvormittag vor der Wetstage. So manch an Fan hing noch arg in den Seilen und stapfte mit müden Beinen Richtung Pussy Sister, um sich eine ordentliche Portion hausgemachten Glam Rocks einzuverleiben. Und die Jungs aus dem beschaulichen Waghäusel sollten nicht nur optisch, sondern auch musikalisch ordentlich einheizen und auch die letzte Schnarchnase aufhorchen lassen. Mit reichlich Energie und Spass wurden die 80er Jahre wieder aufgerollt und in ein durchaus modernes Gewand gesteckt, das frech und frisch mitreißen konnte. Party Kracher wie „In Your Arms“ rückten die Band ins rechte Licht und ließen Pussy Sister vor Selbstbewusstsein förmlich erstrahlen. Ja, die Jungs haben wirklich einen guten Job gemacht und boten einen prima Tagesantritt.

MORBID ANGEL

Wer kennt sie nicht, die Death Metal Urgesteine namens Morbid Angel. Warum die Jungs allerdings in strahlendem Mittagslicht auf die Bühne mussten, ließ sich doch nur schwer nachvollziehen. Na ja, wie dem auch sei, Frontmann David Vincent erstrahlte in typischem Fetisch Glanz und überzeugte durch fachmännische Bühnenpräsenz, die jenseits von Gut und Böse einzuordnen sein sollte. Mit den aktuellen Longplayer „Illud Divinum Sanctus“ im Gepäck wurde dem Acker ordentlich eingeheizt und auch so manch alter Klassiker erfreute alte und neue Fans. Morbid Angel sollten auch an diesem Freitagmittag den Weg zur Black Stage wert gewesen sein und hinterließen begeisterte Gesichter. Energiegeladen und mächtig wie eh und je!

SODOM


Und genau wie Morbid Angel sollten auch unsere deutschen Freunde von Sodom zur Kaffeekränzchenzeit aufspielen. Aber nichtsdestotrotz legten Tom Angelripper und Kollegen die Bühne in Schutt und Asche, ließen so einiges an alten Highlights über die Meute schallen und brachten auch einige Songs der aktuellen Scheibe „In War And Pieces“ an Mann und Frau. Der ganze Gig hätte etwas länger ausfallen können und auch so manch einen Patzer im Sound hätte man verhindern können, was aber im Großen und Ganzen nicht weiter zur Diskussion stand. Sodom gehören einfach zum Wacken Open Air wie kaum eine andere Band (ausgenommen natürlich Saxon und Motörhead) und gehören noch lange nicht zum alten Eisen, auch wenn die Jungs vielleicht so aussehen! Sorry!

TRIVIUM

Wer hätte vor ein paar Jahren noch gedacht, dass sich diese Combo so an die Spitze boxt?! Einen Wahnsinnssprung haben die Jungs von Trivium da hingelegt und die neueste Veröffentlichung erhält von unserer Seite hier den größten Respekt. Ein ganz feines Werk von feinen Jungs, die es auch auf der Bühne eher nicht rotzig oder gar gammelig mögen. Ein edler und enorm sympathischer Auftritt, und das nicht nur hier in Wacken, in der brennenden Sonne des hohen Nordens. Eine beachtliche Menge hatte sich ganz selbstverständlich versammelt um der Band zu lauschen und den ein oder anderen Tanz hinzulegen. Brachial und ebenso wunderschön gehen Kracher wie „In Waves“, „A Gunshot To The Head Of Trepidation“, „Dusk Dismantled“ und „The Deceived” durch die Lautsprecher direkt ins feinsinnige Metallerohr. Eine wirkliche Granate dieses Tages, gerne gerne wieder, vielen Dank!!

JUDAS PRIEST

Endlich einmal Judas Priest Live sehen und erleben, das war schon mit nicht zu knapper Vorfreude verbunden. Hmm….tja…..und dann?? Und dann kam die große Enttäuschung, die auch heute noch irgendwie sprachlos macht! Ja klar, die Show war groß aufgefahren worden, unzählige Kostümwechsel und schicke Kettenhemden dass einem schwindelig wurde, doch musikalisch, allen voran gesanglich war das ja wohl ma eher nix. Auch die Songauswahl geriet ein wenig öde. Und dann freute man sich auf „Breaking The Law“ und als es dann kam – ließ man es die Fans singen, die kaum zu hören waren…. Hmm….sowas von blöd. Frustration. Enttäuschung. Trauerspiel. Langweilig. Nochmal anschauen nicht ausgeschlossen, aber wenn`s dann nicht besser wird dann weiß ich`s ach nicht.

TRIPTYKON

Was für ein Glückstreffer! Die Schwarzmaler von Cradle Of Filth hatten mal wieder den Weg zur Wiese nicht gefunden und wurden von den fantastischen Triptykon ersetzt. Leider wurde das seitens der Festivalbesucher nicht wirklich zur Kenntnis genommen, obwohl Tom Gabriel und seine Truppe mit überaus stimmigen Bild und Sound Kompositionen aufwarteten. Der Celtic Frost Klassiker „Procreation“ eröffnete ein grandioses Set, das mit langen, intensiven Phasen nachhaltig beeindruckte und fernab vom typischen Festivalalarm agierte. Der Sound lag wie eine dicke, dunkle Wolke über den Anwesenden und erstreckte sich tonnenschwer und kalt über das Gelände. Wer diesen Auftritt nicht zu würdigen wusste, der sollte sodann im Erdboden versinken und Reue zeigen. Triptykon boten einen grandiosen Auftritt, unterhielten auf höchstem Niveau und sorgten für ein wahnsinnig intensives musikalisches Highlight!

AIRBOURNE

Schon wieder Airbourne, gefühlt die letzten drei Jahre hier gesehen, und tatsächlich?? Ein unglaublicher Menschenteppich zierte den Platz vor der Bühne als die Australier sie erstürmten. Diesen gigantischen Aufstieg der letzten Jahre kann nun wirklich keiner mehr übersehen und im Gegensatz zum letzten Wacken-Auftritt der Jungs, war die eingestellte Lautstärke eindeutig besser. Klare Virtuosen ihres Fachs, setzen sie es einfach perfekt um, dieses Spiel aus Show, Coolness und Gitarrengefrickel. Das reißt einfach mit und macht Laune, da kann man nichts gegen tun, wehren quasi zwecklos. Trotzdem ist es musikalisch halt nix wirklich neues und die enormen Unterschiede in den Songs höre zumindest ich die meiste Zeit nicht so wirklich raus. Spaß steht hier im Vordergrund, ganz wichtig auch das obligatorische Klettern bis unters Dach und somit außerordentlichen Wagemut beweisen. Nun denn.

SAMSTAG

DIR EN GREY

So manch ein Metalhead stöhnte über die Anwesenheit der japanischen Visual Kei Protagonisten Dir En Grey, aber Leute, gerade die musikalische Vielfalt sollte dieses Festival doch zu etwas ganz besonderem machen. Und außerdem stören solche Scheuklappen doch auch erheblich beim trinken, oder? Dir En Grey zogen jedenfalls die Blicke auf sich und beseitigten sicherlich das ein oder andere Vorurteil im Sturm. Und auch wenn diese Art der Unterhaltung immer noch nicht ganz in Deutschland angekommen sein mag, die Jungs gaben ihr Statement ab, lieferten sich kompromisslos aus und kämpften um jeden Zoll Anerkennung. Ob man es nun mag oder eben nicht, aber ein Blick über die hochgezogene Schulter sollte schon drin sein.

KNORKATOR

Die verrückten Jungens aus Berlin waren wieder heimgekehrt und verbreiteten wie immer Angst und Schrecken unter dem Partyvolk. Sicher, Knorkator muss man einfach mögen, denn keine andere Band verbindet musikalisches Können und absoluten Irrsinn zu solch beeindruckenden Arrangements. Die meiste Band der Welt, um Sänger und Gruppenleiter Stumpen, bestach mal wieder in allen Punkten und füllte ihre Domäne konsequent aus. Blödsinn, vulgäre Ausschweifungen, bissige Satire und höchst eigenwilliger Humor standen natürlich im Auge des Geschehens und ließen so manch trockenes Auge feucht werden. Alle Freunde des erschreckend, absurden Trios kamen sicherlich reichlich auf ihre Kosten und feierten ihre Meister mit gebührendem Applaus.

SEPULTURA

„Roots Bloody Roots“ spukt seit einer halben Ewigkeit in allen Köpfen umher, und so wurde der Auftritt der brasilianischen Legende Sepultura mit hohen Erwartungen entgegen gesehen. Die Jungs eröffneten mit „Arise“ und „Refuse/ Resist“ ihr Set und liefen in nur kurzer Zeit zur Höchstform auf, was von den Fans dankbar angenommen wurde und durch intensives Bewegungstraining ergänzt wurde. Derrick Green lieferte eine hammer Gesangsleistung und konnte auf ganzer Ebene überzeugen. Die Show war durchweg energiegeladen und voll enormer Aggressivität, was jetzt nicht unbedingt jeden Nerv getroffen haben dürfte. Nun denn, Sepultura haben ihren Standpunkt in die Welt hinaus geschrieen und einen weiteren Beitrag zur Völkerverständigung geliefert.

MOTÖRHEAD

Also jetzt mal ehrlich, was zur Hölle soll man über Motörhead noch sagen? Lemmy Kilmister, Philip Campbell und Mikkey Dee sind immer noch die unübertroffenen Könige des Rock`n Roll und standen auch in diesem Wacken Jahr mal wieder ihren Fels in der Brandung. Der Platz war zum bersten gefüllt und ließ kaum am Urgestein vorbeikommen, der hämmernde Sound dröhnte ganz selbstverständlich über die Wiese, sorgte für immense Ansteckungsgefahr und verbreitete allseits ausgelassene Stimmung. „Iron Fist“, „Rock Out“, „Overkill“ und natürlich „Ace Of Spades“ segeln halt von Generation zu Generation und brachen auch diesmal alle Dämme. Auch der einsetzende Regen konnte der Stimmung nichts anhaben, und so zogen die Herren ihr Programm ungehindert und routiniert durch. Motörhead wurden gelassen gefeiert und hinterließen einen hohen Stimmungswert, der die Kulttruppe niemals müde erscheinen lässt. Was wäre das Wacken Open Air ohne Motörhead!

CHILDREN OF BODOM

Endlich wieder Musiker und Musik aus Finnland. Die Jungs von Children Of Bodom kann auch irgendwie nichts mehr stoppen, das aktuelle Album „Relentless Reckless Forever“ ein weiter Schlag in den Gehörgang und das eindeutig im positiven Sinne. Da wir über das Wetter hier noch nicht so richtig umfangreich berichtet haben, ergreifen wir doch jetzt mal die Gelegenheit und erwähnen, dass sich pünktlich, beinahe auf die Sekunde zum COB Auftakt die in diesem Falle Höllentore öffneten und es in unglaublichen Massen geradewegs gen Erdboden schüttete! Überaus spießig mit einem Taschenregenschirm ausgestattet, gestaltete es sich unglaublich schwierig, dieses Gerät überhaupt noch halten zu können – so stark war dieser Wolkenbruch! PAH! Nun gut, wenn man schon mal da ist, kann man ja nicht einfach weglaufen, das wäre ja auch irgendwie komisch. Wie angewurzelt stehengeblieben machte diese Show ganz wie erwartet einen riesen Spaß. Die Jungs sind einfach vom Teufel getrieben und die Stimmung durch nichts zu erschüttern. Einen Rundumausschlag durch die vergangenen Alben wurde gen Fanaufgebot ausgeführt. Da lässt es sich auch völlig durchnässt ziemlich gut aushalten. Und außerdem – war das jetzt nen Festival oder nen Seniorentreff hier….?

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