Wow, wer hätte das gedacht! Die Zeiten, in denen sich der “Most Evil Man In The World“ auf kleinen Bühnen tummelte, waren eigentlich schon vor etlichen Jahren vorbei. Umso schöner, dass man an diesem Samstagabend ins gemütliche Docks in Hamburg gehen durfte, um eines Besseren belehrt zu werden. Ausverkauft, superheiß und neblig sollte es werden.
Nach vielen Jahren bandinternen Hickhacks, Line-Up Katastrophen und komischen persönlichkeits- gestörten Musikdarbietungen zeigte sich die Truppe um Mr. Manson wieder sensationell stimmig.
Dem wahren Fan konnte die glückliche Wiederkehr von Twiggy ohnehin nicht schnell genug gehen und eben diese äußerst wichtige Wurzel der Band steht nun hoffentlich endgültig wieder mit im Bild.
Schon das aktuelle Album „The High End Of Low“ drehte den Spieß wieder in die richtige Richtung und überdeckte die enttäuschende „Eat Me, Drink Me“ Veröffentlichung.
Man durfte also schon ein bisschen aufgeregt sein, Herzklopfen und enormer Durst nach einer genialen Show inklusive. Kaum vorstellbar, an diesem Abend auch noch hautnah im Fotograben aktiv zu werden, aber erst mal abwarten.
Bereits zum Einlass gegen 18 Uhr standen Fanhorden in ordentliche Schlangen geschlängelt vor der Halle, während es sich später in der Lokalität gar nicht mehr so überfüllt anfühlte. Das lange Warten auf die Vorband fand so um 20 Uhr rum ihr Ende. Das Resultat war eher etwas dürftig. Eine recht jugendliche Truppe namens „Esoterica“ präsentierte eine gute halbe Stunde ihr Material. Ich fand das Ganze nicht so prickelnd, da gab es einfach schon vielversprechendere Bands im Vorprogramm Mansons. Aber nun gut, war sicher auch nicht besonders einfach, diese Stellung einzunehmen und überzeugend anzuheizen.
Kurz nach 21 Uhr sollte dann der “God Of Fuck“ die Bühne entern, deshalb begab sich das fotografierende Grüppchen schon zeitig in den Graben. Wie seit Jahren üblich, wurde die Bühne noch von einem schwarzen Vorhang verhüllt, damit es noch eindrucksvoller wird versteht sich. -schmunzel- Was für ein Theater eigentlich, aber trotzdem immer wieder schön.
Zeitgleich mit dem Intro wurde dann, zur außerordentlichen Freude aller beteiligten Fotografen, die satanische Nebelmaschine auf Hochtouren gebracht, ein Nebel, dass man seine eigene Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Bis in die Hallenmitte ging der Spaß, habe ich mir später berichten lassen. Ein enorm imposantes Erlebnis zum Showstart, keine Frage, nur leider etwas “stickig“.
Zack, Vorhand weg, Foto Foto, Nebel! Hmm…
Cruci-Fiction In Space“ der Eröffnungskracher, Sound vom Feinsten und eine Gestalt im Nebel, vor der man anfangs nur die rot leuchtenden Fingerspitzen sehen durfte. Bombastisch, Gänsehaut, Wow! Da kommt Freude auf, Manson vor geschätzten 1200 Leuten, klein, laut, eng und schwitzig, der Club! Die Setlist konnte sich die ganzen knappen 90 Minuten überaus sehen lassen.
Neben „Pretty As A Swastika“, „Four Rusted Horses“ oder „We´re From America” konnten auch „Rock Is Dead”, „The Dope Show” und sogar „Irresponsible Hate Anthem” und „Dried Up, Tied And Dead To The World” begeistern. Letzteren Song darüber hinaus schon gefühlte Jahrzehnte nicht mehr Live gehört, totfreu!
Sehr schön auch die kombinierten Titel „Coma White“ und „Coma Black“, beide für sich schon sensationell, aber verschmolzen doch noch grandioser.
Was diese Setlist zu einer noch größeren Sensation gemacht hätte, wären einzig die Live-Versionen von „Cake And Sodomy“, „Dope Hat“ oder etwa „Dogma“ gewesen, dafür könnte man zum Beispiel „Rock Is Dead“ weglassen, ist nicht so der Mördersong wenn man mich fragt.
Obwohl der gute Reverend Manson schon einmal deutlich besser gelaunt war, und sich die Hitze im Docks so nach und nach auch in sein Gemüt zu kämpfen schien (fing er doch plötzlich an, von seinem Lieblings-Blockbuster „Dante`s Peak“ zu schwärmen), brachten die Showeinlagen zur Untermalung des kulturellen Programms die optimale Abrundung des Gesamtbildes.
Anders als noch 2007, wo im Hintergrund synthetisch leuchtendes Tablettenballett auf der Leinwand tanzte und die stimmlichen Qualitäten des Meisters trotz bester Laune oftmals zu wünschen übrig ließen, gab sich das Quintett hier wirklich Mühe, eine eher an frühere Tage erinnernde Darbietung zu präsentieren.
Ein schicker Hut, die Prediger Position eingenommen und eine brennende Bibel in der Hand zum Einen, ein Scheinwerfer verfolgter, frisch nachgeschminkter Frontmann zum Anderen, alles wirkte stimmig, selbst die teils aufgesetzte und teils bestimmt auch echte Grummellaune.
Den Abschluss des Gastspiels brachte „The Beautiful People“ als leider einzige Zugabe, dafür aber mit altbewährter Flitterkanone! Freuen kann sich wer dabei gewesen ist, noch besser man bringt die passenden Vergleichsmöglichkeiten aus voran- gegangenen Tourneen mit, dann wird das Ganze noch größer. Alle anderen haben was verpasst!
Die Lobrede des Jahres 2009 könnte noch endlos so weiter gehen, und das nicht nur, weil hier ein langjähriger Fan spricht, sondern weil es wirklich ein fantastischer Abend gewesen ist.
Die Band spielte so ausgeglichen und perfekt, das habe ich persönlich das letzte Mal so genial im Jahr 2001 erlebt. Nach dieser Attraktion also kaum erwähnenswert, dass ich im Anschluss eine halbe Woche mit Fieber verbracht habe. Woo Hoo! I Survived The Swine Flu!