Schlammschlachten ist der langjährige Wacken Besucher ja nun wirklich gewohnt, aber in diesem Jahr durfte man die braune Schwabelmasse in all ihren verschiedenen Konsistenzen gänzlich neu erkunden.
Bei satten ca. 40 Litern Wasser auf den Quadratmeter konnten auch die Metalgötter keine Wunder mehr ausrichten.
Während die Anreise noch einigermaßen reibungslos über die Bühne ging, beherrschte am Mittwoch sintflutartiger Dauerregen die norddeutsche Tiefebene, der die Flächen des Festivials im nu in eine garstige, knöcheltiefe Matsche verwandelte, die stellenweise tatsächlich schwer zu passieren war.
Die Wege rund um das ganze Areal, das Infield selbst, Bullhead City und alles was zum Wacken Open Air dazu gehörte war in kürzester Zeit in einen undefinierbaren, schwarz glitschigen, Stiefel ansaugenden Tümpel verwandelt worden, in dem sich stellenweise richtige Seenplatten und Flussläufe bildeten.
Was leider auch die Tagesparkplätze betraf, so dass ziemlich viele Leute die Shuttlebus Variante nutzen, die rund um die Uhr zwischen Wacken Gelände und mehreren Anlaufstellen in Itzehoe pendelte.
Eine wirklich sichere und gute Alternative, die sich bereits seit vielen Jahren etabliert hat.
Aber all den Widrigkeiten trotzend, groovten sich die 85000 tausend Metalheads aus aller Welt der Situation entsprechend ein (schließlich schien zwischenzeitlich ja auch mal die Sonne und der Matsch konnte sich glitzernd in voller Pracht präsentieren) und machten auch diesmal das Beste aus dem größten und schönsten Heavy Metal Festival der Welt.
Frei nach dem Motto: Rain Or Shine! Wacken ist nur einmal im Jahr!
Und auch das 34te Wacken Open Air ließ sich nicht lumpen und setzte mit sensationellen Auftritten einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft. Das Herzstück des Infields, die massive Faster/ Harder Stage wurde gleich am Mittwoch von den majestätischen Klängen der finnischen Cello Helden von Apocaliptica in Beschlag genommen, die ein herausragendes Metallica Set in die jubelnden Fans heizten.
Von „Ride The Lightning“, „Enter Sandmann“, Creeping Death“ und natürlich „Master Of Puppets“ fehlte kein Hit der amerikanischen Megaseller.
Ganz besonders herausragend stellte sich der Klassiker „Seek & Destroy“ dar, der zusammen mit der Ausnahme Cellistin Tina Guo dargeboten wurde. Die wohl in aller Welt geliebten Songs kamen nach wie vor ohne Gesang aus, denn diesen Part übernahm wie immer liebevoll das anwesende Publikum. Apocaliptica, eine besondere Band, die immer wieder überrascht und mitreißt!
Ein stets gern gesehener Gast auf dem Wacken Open Air.
Und auch die finnische Ikone Tarja Turunen gab zusammen mit Marco Hietala ein Gastspiel auf der nebenan gelegenen Louder Stage Was für ein Schmaus an nordländischer Gesangskultur. Mit Nightwish haben diese beiden Künstler Musikgeschichte geschrieben und erschaffen sich dennoch immer wieder neu.
Ein wahres Fest für alle Anhänger des bombastisch theatralischen Metals, der sich gern operrettenhaft gibt, und auch eine Darbietung des Musical Hits aus dem Phantom der Oper Musical über die metallischen Köpfe erlaubte.
Mit den starken Frauenstimmen ging es auch auf der Faster Stage mit Beyond The Black weiter, die sich mit der Zeit als deutsche Superstars des symphonischen Metals herauskristalisierten. Frontfrau Jennifer Haben sorgte mit ihrer glasklaren Stimme für enthuastischen Beifall und verstand es, die riesige Bühne ganz für sich einzunehmen.
Mit Songs wie „In The Shadows“, „Heart Of The Hurricane“, „Lost In Forever“ und dem epischen „Songs of Love And Death“ konnte die Band ihren Standpunkt weiter festigen.
Natürlich gab es auf dem diesjährigen Wacken auch wieder das ganz große Drumherum. Ein fester Geländepunkt ist und war immer das grandios gestaltete Wasteland mit seinen unvergleichlichen Wasteland Warriors und der dazugehörigen Wasteland Stage.
Auf der nicht nur knüppelharter Metal a la Pentgram aus Chile dargeboten wurde, sondern auch ein außergewöhnlicher Auftritt des begnadeten Pianisten Joja Wend, der mit einem extra angefertigten Heavy Metal Flügel namens „Biest“ für staunende Gesichter sorgte.
Ein speziell angefertigtes Instrument aus Metall, das samt Titanplatte mit Flexeinsatz für Funken sorgte und die klassische Musik grandios über die Endzeit Location wehen ließ. Geniale Idee! Für solch ungewöhnlichen, besonderen Momente steht Wacken. Einfach nur eine fettes Dankeschön!
In der Bullhead Area verströmte die schwedische Rock Sensation Nestor glückselige 80er Jahre Vibes, die so mach Anwesenden überraschte und schnell in seinen Bann zog. Sänger Tobias Gustavsson und seine Mannen sorgten mit einem derart kraftvollen und melodiesicheren Auftritt für richtig gute Laune, so dass die Fans vor der Headbangers Stage den strömenden Regen um sie herum total vergessen konnten.
Mit den treibenden Hits ihrer zwei Erfolgsalben „Kids In A Ghost Town“ und „Teenage Rebel“, einigen Showeinlagen von einer Cheerleader Truppe und dem umwerfenden Charme von Gustavsson boten Nestor ein wahres Rockfest. Sicher einer der großartigesten Auftritte des ganzen Festivals. Während im Infield die Dudelsack Barden von Saltatio Mortis mit ihrem mitelalterlichen Sound eine ganz andere Fanbase ansprachen. Vor der Faster Stage war es rappelvoll als Sänger Alea an Seilen über die Bühne schwebte um das 25jährige Bandjubiläum einzuläuten.
Im Gepäck eine Setlist aus allen Phasen der Bandgeschichte. Stücke wie „Finsterwacht“, „Schwarzer Strand“, „Odins Raben“, „Rattenfänger“, „Vogelfrei“ und „Spelmannsschwur“ feuerten die Fans an und wurden begeleitet von einer kreativen Performence, die Sänger Alea ein weiteres Stück Richtung Rockolymp hob.
Zur gleichen Zeit begab sich die Band Ozzyfied um Sänger Henning Wanner auf die in Nebel getauchte W.E.T Stage. Es galt der kürzlich verstorbenen Legende Ozzy Osbourne ein weiteres Denkmal zu setzen.
Hit An Hit, in Gedenken an einen der wohl größten Legenden der Metalwelt, ohne den es dieses Genre in seiner Form wohl gar nicht geben würde. Ozzyfied sind eine Hommage an den Madman aus Birmingham, voll Ehrfurcht und Spass an der ganz besonderen Aura des Prince Of Darkness.
Und nicht nur Ozzified gedachten dem einzigartigen Ozzy.
Das Wacken Open Air selbst feierte die Legende mit einer fulminanten DRohnenshow, die schwer beeindruckend über das Gelände funkelte. Untermalt von den Klassikern „Mama, I`m coming Home“ und dem meisterhaften „Paranoid“!
Ozzy, wie lieben dich! Für immer!
Ganz andere Töne schallten am Donnerstag Nachmittag von der Faster Stage, als Wolfgang Niedecken und seine Kölner Kultband Bap die Sonnenstrahlen ausnutzten um einen Steifzug durch ihren Hitkatalog darzubieten. Voll Freude an der Sache und mit seiner einzigartig rauhen Stimme gab Niedecken die kölsche Art charmant an die Wacken Metalheads weiter und hob sich von den meisten Acts deutlich ab, begeisterte mit seiner eindringlichen und bedeutsamen Präsenz.
„Verdamp Lang Her“ verzauberte die norddeutsche Tiefebene.
Wieder ein wenig härter ging es mit Clawfinger auf der Louder Stager zur Sache. Die schwedischen Rap Metal Pioniere setzten auch im Jahr 2025 auf aggressiv eindringlichen Sound, der komplett einzigartig darsteht und weiterhin tough durchgreift. „Do What I Say“ und „The Truth“ haben sich als echte Klassiker in vielen Gehörgängen festgesetzt, ohne Staub anzusetzten und bereiteten auch auf dem diesjährigen Wacken viel Vergnügen.
Aggressiv, melodisch und auch politisch. Clawfinger, eine Institution.
Nicht weniger bekannt, sagenumwoben und irgendwie immer noch modern, stand die amerikanische Alternative Kultformation StaticX auf der Louder Stage. Nach zwei gecancelten WOA Auftritten in den letzten Jahren, durften StaticX nun endlich den Holy Ground zum beben bringen. Mit „Wisconsin Death Trip“, „Cannibal“, „Love Dump“, „The Trance Is The Motion“, dem mysteriösen „Cold“ und dem Megaseller „Push It“ fegten unsagbar groovige Sounds über die matischige Wiese.
StaticX waren besser denn je und vollkommen in der Zukunft angekommen. Eine stark futuristische Performance, ein mysteriöser Sänger und ein krasser Sound sorgten für einen unvergesslichen Festival Moment. Nebenan auf der Faster Stage stand derweil das mega Highlight des diesjährigen Wacken Open Airs an. Der heiß ersehnte Auftritt der legendären Guns`n Roses.
Ein Auftritt, der uns nicht erlaubte Fotos zu machen. Ein Auftritt, dem sicherlich mit großen Erwartungen entgegen gesehen wurde. Die Amerikaner zeigten sich dynamisch, Slash spielte famos, Axel Rose legte ordentlich Strecke auf der Bühne zurück und eine 3 1/2 Stunden Setlist, gespickt mit all ihren großen Hits, wurde abgeliefert.
Das heimliche Highlight war wohl der Auftritt der Dinoband Heavysaurus. Die eigentlich für Kinder gedachten Songs wurden von den massig anwesenden Fans vor der W.E.T Stage dermaßen abgefeiert, das es eine reine Freude war. Die Dinos rockten und begeisterten, spielten astreinen Heavy Metal und zogen alle in ihren Bann. „Dinos Woll`n Euch Tanzen sehen“, „Retter der Welt“ und der Ohrwurm „Kaugummi Ist Mega“ entpuppten sich als waschechte Ohrwürmer. Zudem ein Auftritt mit wichtigen Botschaften für Akzeptanz und Toleranz. Ganz toll! Dino Power!
Ganz andere Töne erwarteten die Fans vor der Harder Stage.
Das wirklich gut besuchte Infield erwartete den amerikanischen Viking Folk Rocker Peyton Parrish, der mit seiner ganz eigenen Kombination aus rauem Folk und melodisch epischen Songs eine enorme Fanbase aufbauen konnte.
Leidenschaftliche Bühnenpräsenz und eine kraftvolle Stimme. Ein Fest für Fans.
Ein weiteres Highlight sollte der Auftritt der Boomtown Rats werden.
Mastermind und Ikone Bob Geldorf rockte die Louder Stage wie kein anderer. Seit den 70er Jahren ein fester Bestandteil der Musikwelt. „Rat Trap“ und „I Don`t Like Mondays“ wurden auf dem heiliger Acker abgefeiert. Ein 50jähriges Bandjubiläum, welchem gebührend gehuldigt wurde, denn Metalheads erkennen ware Könner.
Und dann, lang erwartet und heiß ersehnt. Dimmu Borgir! Die norwegische Black Metal Legende, die zwischenzeitlich auch mal moderne Wege beschritten hat und immer ihrem persönlichen Stil treu geblieben ist. Eine unheilige, düstere Messe auf der Harder Stage. Fronter Shagrath war in Bestform und lieferte eine anmutige, elegante und vor allem finstere Show.
Mit „Puritania“, dem mitreißenden „Interdimensional Summit“, „Stormblast“, „Cataclysm Children“ und dem unverwüstlichen „Mourning Palace“wurden viele Songwünsche erfüllt und Dimmu Borgir lieferten ein Best Of Satan.
Ein fantastisches Konzert, bei dem alles stimmte und die Finsternis in all ihrer Schönheit regelrecht überschwappte.
Die amerikanischen Urgesteine von W.A.S.P. sollten am Samstag, nach über 10jähriger Wacken Abstinenz, endlich wieder die heiligen Wiesen zum beben bringen.
Die Band, rund um den legendären Frontmann Blackie Lawless, trotzte den einsetzenden Regenschauern und begeisterte mit ihrer energiegeladen Show.
Sound und Stimme waren ein Genuss auf ganzer Linie.
Allein die extravagante Bühnenpräsenz von Lawless, ließ so manchen Jungspund in Ehrfurcht zurück. Ja, W.A.S.P. haben nichts an ihrer Zugkraft verloren, und so rockten „I Wanna Be Somebody“, „L.O.V.E. Machine“, „Blind In Texas“, The Headless Children“ und der Klassiker „Wild Child“ das Infield in Grund und Boden.
W.A.S.P.! Legendär und unschlagbar gut.
Mit Within Temptation zogen dann hymnische und greifende Sounds über die gut besuchte Faster Stage.
Die mega erfolgreiche Symphonic Metal Band aus den Niederlanden, rund um die charismatische Frontfrau Sharon den Adel zog auch in diesem Jahr die Fans in ihren Bann und begeisterte mit vielen ihren bekannten Hits.
Darunter waren „Bleed Out“, „Stand My Ground“ und natürlich die erfolgreichste Single „Ice Queen“. Within Temptation haben alles gegeben und setzten wie immer auf kraftvolle Riffs, gepaart mit dem eindrucksvollen Gesang von Sharon den Adel.
Die französischen Gojira standen am späten Samstagabend als einer der Headliner auf der Harder Stage. Nach ihrem unvergesslichen Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris in aller Munde, durften die Herren auf dem Wacken Open Air ein weiteres Mal ihren Standpunkt festigen.
„Only Pain“, „The Axe“, „The Cell“, „From The Sky“ und das viral gegangene „Mea Culpa (Ah! Ca ira!)“ dargeboten in finsterer Optik, progressiv und technisch außergewöhnlich.
Gojira sorgten für staunende Augen und überschlugen sich geradezu in ihrer Komplexität.
Ein wirklich intensives Live Erlebnis.
Und neben all diesen beeindruckenden Konzerten gab es auch reichlich anderen Input auf dem Wacken Open Air 2025. Publikumsiebling Torsten Sträter rockte die W.E.T. Stage. Und es standen Komiker wie Olaf Schubert und Kay Ray auf der Welcome The Jungle Stage, begleitet von Massen an Sprechchören und Zugabe Rufen aus dem Publikum.
Es gab Lesungen von Wolfgang Niedecken, Peavy Wagner, Holger Schmenk, Chris Boltendahl und dem Meister des deutschen Krimis Sebastian Fitzek. Die Auswanderer Konny und Manu Reimann erzählten aus ihrem Leben, Mambo Kurt eroberte wie immer mehrfach die Herzen der Fans und auch das beliebte Wacken Slam Battle, sowie das Metal Yoga waren gut besucht, neben der täglichen Abendsause bei Machine`s Late Night Show.
Und nicht zuletzt gab es ganz ungewöhnlichen Input in Form des Space Camp. Raketen, Rover, Sterne, Astronomie und Satelliten wurden im Ausstellungszelt spannend und informativ den Besuchern vermittelt.
Zudem fanden sich zahlreiche Gesichter der deutschen Raumfahrt auf dem Acker ein.
Da standen einfach mal ESA Astronaut Alexander Gerst und die erste deutsche im All Rabea Rogge auf der Welcome To The Jungle Stage.
Ein wahrhaft hochkarätiges Programm, mit außergewöhnlichen Eindrücken und wirklich spannenden Vorträgen.
Und auch dieses Jahr möchten wir euer geneigtes Augenmerk auf die Wacken Foundation locken, die sich als gemeinnützige Stiftung der Förderung von Hard Rock und Heavy Metal verschrieben hat. Es geht um Unterstützung derjenigen, die sich für ihren Traum ins Zeug legen und denen die nötigen Mittel fehlen. Außerdem wird die DKMS unterstützt und zur Blutspende aufgerufen. Mit Green Wacken stehen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein auf der Agenda.
WACKEN! Du bist wundervoll!
Ein gelungenes Spektakel.
Trotz Regen und Matsch!
Wir sehen uns im nächsten Jahr!
Wenn es vom 29.07.2026 bis 01.08.2026 wieder heißt:
PARTY ON!
RAIN OR SHINE!!!