Wahnsinn, wie die Zeit ins Land zieht! Zum mittlerweile 33ten Mal donnerte das größte Heavy Metal Festival der Welt über die saftigen Wiesen im beschaulichen Schleswig Holstein. Mit 85000 Tausend Metalherzen aus aller Welt, den hinzu kommenden Künstlern,Pressevertretern, Gästen und eben all den arbeitenden, organisierenden und helfenden Händen, enstand auch in diesem Jahr wieder eine beachtliche Kleinstadt mitten auf dem platten Land.
Wie immer feucht fröhlich, unglaublich entspannt, voll grandioser Konzerte, untermalt von einem spitzenmäßigen Rahmenprogramm und eben dieser unvergleichlichen, friedlichen Atmosphäre.
Ein wahrhaftiges Mega Event, so ausgeklügelt und umfangreich von den Veranstaltern geplant, dass dem einfach kein anderes Heavy Festival das Bierchen reichen kann. Kaum eine andere Veranstaltung konnte sich im Laufe der letzten Jahrzehnte immer weiter steigern und auf eine derart erfolgreiche Geschichte zurückblicken.
Und auch in diesem Jahr gab es, durch die exakt durchgeplante Anreisesituation, in Form von sogenannten Access Pässen und den dazugehörigen tagesaktuellen Routen, für alle, eine völlig entspannte und sichere Ankunft auf dem heiligen Acker.
Die gesamte 240 Hektar Fläche war im Vorfeld prepariert worden. Das Bühnenareal fit für die Zukunft bearbeitet, mit Drainagen und Co ausgestattet, mit Schotter befestigt und mit schwerem Gerät in Form gebracht.
Hier gilt: Geht nicht, gibt`s nicht!
Die massive Faster/ Harder Doppelbühne bildete, samt dem obligatorischgigantischen Stierkopfes, das Herzstück des Infieldes. Und sorgte mit Shows, die internationale Maßstäbe setzten, furiosem Sound, Pyro, Licht und Laserelementen für unvergeßliche Momente. Ein multimedia Wunder von beachtlichen Ausmaßen.
Und auch die Louder Stage und der Meet & Greet Point im Wacken Center, das Wackinger Village, mit eingebeteter Wackinger Stage und eigenem Mittalter Event, die prächtigen Bullhead City Doppelbühnen WET/ Headbangers Stage, die Camping Plaza mit der Welcome To The Jungle Stage, das stets unterhaltsame Endzeit Lager der Wasteland Warriors, mit der dazugehörigen Wasteland Stage und natürlich die gemütliche LGH Clubstage im dorfeigenen Landgasthof, samt dem ehrfürchtigen Wallfahrtsort, dem Lemmy Kilmister Schrein, der einen Teil seiner Asche beherbert, sorgten für staunende Gesichter.
Der Mittwoch startete auf der Faster Stage rockig und spaßig mit Bülent Ceylan, der tatsächlich den Kultstar Peter Maffay als Gaststar im Gepäck hatte. Gefolgt von den grandiosen UK Rockern The Darkness, die ihren ersten Auftritt auf dem WOA gestalten durften. Dargeboten wurde ein gelungener Querschnitt durch die Bandhistorie, die auch ohne Spandex und Glitzer eindeutig funktionierte.
Das Debütalbum „Permission To Land“ war damals ein immenser Erfolg, an den die Herren stetig anknüpfen konnten, und so zogen „Love Is Only A Feeling“, „Friday Night“, One Way Ticket“ und das geniale „I Believe In A Thing Called Love“ über die grünen Wiesen. Justin Hawkins präsentierte sich als großartiger Live Sänger und strahlte eine immense Präsenz aus, die nur echten Rockstars gegeben ist. Was für ein Auftritt! Und am Abend durften wir dann dem durchweg gelungen Auftritt von Rockikone Suzi Quatro fröhnen.
Die Louder Stage war mehr als gut besucht und die Stimmung wurde von einer immer noch ultra coolen Quatro bestens aufgeheizt. Die Amerikanerin zeigte sich wirklich gut drauf und hatte sichtlich Spaß auf der Bühne. „The Wild One“, „Tear Me Apart“, „Stumblin In“, „Rockin In The Free World“, „Bad Moon Rising“ (CCR Cover), „If You Can Give Me Love“ und das obligatorische „Can The Can“ wussten zu begeistern und wurden freudestrahlend aufgenommen. Suzi Quatro, was für eine Frau, was für eine Legende!
Am Donnerstag bebten die Dio Discipines und auch die kultigen Sweet von der Louder Stage, die seit den 70er Jahren ein Garant für groovige Ohrschmeichler sind. Und auch auf dem diesjährigen Wacken Open Air sorgten Andy Scott und seine Mannen mit „Hell Raiser“, „Fox On The Run“, „Teenage Rampage“, Love Is Like Oxygen“ und dem Überhit „The Ballroom Blitz“ für eine gefühlte musikalische Zeitreise.
Dementsprechend durfte man sich dann auch wohligen Gemütes auf zu Peavy Wagner und seinen Kollegen von Rage begeben, die allzeit bereit ihren fetten Sound von der Harder Stage über die anwesende Meute ausbreiteten. Gefolgt vom starken Auftritt des kultigen Ruhrpott Rockers Axel Rudi Pell, der zusammen mit seiner Band und dem unfassbar guten Sänger Johnny Gioeli ein heftig packendes, mitreißendes und extrem spielfreudiges Set abfeuerte. Da wurden „Forever Strong“, Wildest Dreams“, das griffige „Strong As A Rock“, „Hallelujah“ ( Leonard Cohen Cover), das fantastische „Oceans Of Time“ und das legendäre „Masquerade Ball“ lautstark abgefeiert.
Und sicherlich ließ das Können dieser Truppe jüngere Festivalbesucher aufhorchen, die den Gitarrenhelden Axel Rudi Pell sonst vielleicht nicht unbedingt ganz oben auf ihrem Must See Zettel hatten.
Immer wieder gut und absolut empfehlenswert.
Einfach für jeden, der Rockmusik liebt und auf starke Hooklines steht. Und als ob das noch nicht genug wäre, gab es zur späteren Stunde ein weiteres wahres Highlight zu bestaunen.
Die Hannoveraner Kultrocker Scorpions standen auf der Harder Stage. Und auch wenn man dem guten Klaus Meine seine mittlerweile 76 Jahre deutlich anspürt und das ganze etwas wackelig daherkam, entfesselten die Herren ihre ganz eigene Magie auch an diesem lauen Sommerabend und lieferten eine klasse Show ab, die gespickt von reichlich Videoshow über sämtliche Leinwände auf dem ganzen Gelände wanderte.
Und da gab es nicht nur den allzeit stabilen Welthit „Wind Of Change“ auf die Ohren, sondern auch „Send Me An Angel“, „Tease Me Please Me“, „Big City Nights“ zusammen performed mit der unvergleichlichen Doro Pesch, das wunderbare „Still Loving You“ und das unumstößliche „Rock You Like A Hurricane“.
Wacken war ein wunderbares Publikum, welches sich schließlich versöhnlich zeigte und ihren in die Jahre gekommenen Weltstars dennoch huldigte, während auf der Louder Stage nebenan die schwedischen Progressive Ikonen Opeth eine Special Fan Request Show darboten.
Und beim Bullhead City auf der WET Stage von Mastermind Gaahl ein magisch, finsteres Ritual mit seiner Truppe Trelldom abgehalten wurde. Was zugegeben vermutlich nicht jedermanns Geschmack getroffen haben durfte, von Fans des umstrittenen Norwegers aber frenetisch abgefeiert wurde.
Schrille Schreie, Saxophon Einlagen, magischer Nebel, in unterschiedlichsten Tönen und eben dieser wahnwitzige Sound, so tragend dunkel und unheimlich, ja fast schon diabolisch anmutend und im Vordergrund dieser ausdrucksstarke, unwirklich, irgendwie geisterhaft wirkende Kristian Eivind Espedal, alias Gaahl.
Der Freitag startete dann mit Sonata Arctica, The Amity Affliction und Blind Guardian nochmals voll durch, was besonders an dem überraschenden Auftritt der Osnabrücker Dark Metal Band Nachtblut lag. Die finster gekleidete Combo sorgte für einen derart massiven Abriss, dass manch vorüberziehender Metalhead an der Wackinger Stage länger verweilte und sich von Songs wie „Kaltes Herz“, „Gegen die Götter“, „Alles nur geklaut (Prinzen Cover) und dem epischen „Die Toten vergessen nicht“ in den dunklen Bann der Truppe ziehen ließ.
Fronter Askeroth peitschte gekonnt seine Mähne über die Bühne und überzeugte durch fette Growls und ein feines Gespür für die richtigen Ansagen, während der doch seltsam anmutende Auftritt des Kiss Urgesteins Gene Simmons auf der Harder Stage nebenher für seltsame Momente sorgte, die irgendwie fehl am Platze wirkten, wie zum Beispiel der Auftritt von Kindern aus dem Publikum, samt grotesker Äußerungen von Simmons.
Ansonsten gab es halt hauptsächlich Kiss Cover auf die Ohren, von Shout It Out Loud“ bis hin zum unvermeidlichen „Rock and Roll All Nite“.
Auf der Louder Stage sollte es dann wieder moderner zugehen und Mastermind Peter Tägtren zog mit seiner Kapelle Pain über den heiligen Acker. Es wurden alte Kracher wie „Shout Your Mouth“,“Same Old Song“, „End Of The Line“ und „Suicide Machine“ genauso abgefeiert wie die neuen Klopper namens „Call Me“ und „Party In My Head“.
Ein Auftritt wie ein japanischer Anime, laut, schrill, bunt und irgendwie auch leicht nostalgisch, da Pain in uns Erinnerungen an den ersten WOA Auftritt im Jahr 2000 auf der damaligen Party Stage wach werden ließ.
Und dann hieß es auf ins Infield zur Harder Stage, wo die Nu Metal Giganten von Korn erstmals die Schleswig Holsteinische Flachebene zum beben bringen sollten. Gesagt, getan!
Jonathan Davis und seine Mannen stelten den Acker mit brachialem Sound auf den Kopf, überzogen die Fanmassen mit allen großen Bandklassikern wie „Here To Stay“, „A.D.I.D.A.S.“, „Blind“, „Got The Life“, „Falling Away From Me“, „Somebody Someone“ und dem wuchtigen „Freak On A Leash“.
Die Amerikaner haben durch absolute Spielfreude und mega starke Präsenz auf ganzer Linie überzeugt und kein Fanherz trocken gelassen, hier waren definitiv moderne Legenden am Werk. Was für ein musikalisches Erdbeben!
Am Samstag durften Tankard, Emil Bulls, Oomph!, Raven und Dragonforce den krönenden Abschluß einleiten, bevor die neuen Helden von Motionless in White auf der Louder Stage für frischen Wind garantierten. Eine Truppe, die mit magnetischen Melodien und Industrial Metal Einschlägen die perfekte Abendstimmung einleitete. Denn auch wenn die Gitarren Legende Uli John Roth auf der Headbangers Stage seine fantastischen Skills darbot, musste man sein Augenmerk auf die dunkle Seite wenden.
Denn keine geringeren als die polnischen Behemoth wüteten auf der Faster Stage und manifestierten mit Energie und jeder Menge Feuer eine neue Ära des Black Metal. Provokant und leidenschaftlich donnerten „Once APale Horse“, „Blow Your Trumpets Gabriel“, „The Deathless Sun“ und das monströse „O Father O Satan O Sun!“ durch das vorabendliche Dämmerlicht.
Der charismatische Bandleader Nergal entführte die berauschte Masse in seine finstere Welt und eröffnete auch Neulingen, durch seine intensive, berauschende und theatralische Performance, eine dämonische, eindrucksvolle und finstere Welt. Wir wünschen uns noch viel mehr Auftritte dieser fantastischen Band.
Outliving Christ – 33 Jahre Behemoth.
Outstanding!
Und wem das noch nicht genung war, der konnte sich auf der Louder Stage von der Unvergänglichkeit der Black Metal Ikonen Cradle Of Filth überzeugen lassen. Dani Filth und seine Truppe boten eine intensive und deutlich klare Ansage, vor allem bezogen auf die nebenan aufziehenden Wikinger Helden von Amon Amarth. Filth seine Worte:“ That F*king Noisy Viking Shit“sorgten doch für einiges Gelächter vor der Bühne. „Saffron`s Curse“, „Dusk And Her Embrace“, „Nymphetamine“ und das umwerfende „Her Ghost In The Fog“ brachen wuchtig und böse über die Fans.
Ein mega starker Auftritt der englischen Finstertruppe. Und während der massive Sound der schwedischen Drachentöter von Amon Amarth über das Gelände wabberte, stellte man sich so langsam auf das Ende eines großartigen Wacken Open Airs 2024 ein und ließ vor der Abreise noch einmal seinen Blick über das gigantische Meer an Menschen schweifen.
Wacken 2024!
Was für eine Sause. Friedlich, freundlich, perfekt organisiert und wie immer mit ultra gigantischen und mitreißenden Bühnenshows.
Ein rundum gelungenes Spektakel.
Und zum guten Schluß, möchten wir das allgemeine Augenmerk auf die Wacken Foundation locken, die sich als gemeinnützige Stiftung der Förderung von Hard Rock und Heavy Metal verschrieben hat. Es geht um die Unterstützung derjenigen, die sich für ihren Traum ins Zeug legen und denen die nötigen Mittel fehlen. Außerdem wird durch die Zusammenarbeit mit dem UKE zur Blutspende animiert und die natürlich DKMS unterstützt. Mit der Green Wacken Initative wird auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein gesetzt und mit den Growling Creatures, der ersten Metalband aus bedrohten Tierarten wird richtig laut auf den Artenschutz aufmerksam gemacht.
Wacken, du bist wundervoll!!
Bis zum nächsten Jahr!
Wenn es vom 30.07.2025 bis 02.08.2025 in Schleswig Holstein erneut heißt:
See You In Wacken! Rain Or Shine!